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Versorgungsangebote
Ambulante Suchthilfeeinrichtungen sind wichtige Stellen, bei denen sich Personen im Hinblick auf ihren Alkoholkonsum beraten und betreuen lassen können. Hier finden Sie weiters Informationen über stationäre und rehabilitative Angebote sowie über Möglichkeiten zur Selbsthilfe.
Alkoholkonsum in der Regelversorgung
Anhand der Vorsorgeuntersuchungen wurde beispielhaft analysiert, in welchem Ausmaß im Jahr 2023 Empfehlungen zur Entwöhnung ausgesprochen oder ärztliche Kurzinterventionen in Zusammenhang mit Alkoholkonsum durchgeführt wurden: Im Jahr 2023 wurden in der Steiermark 157.179 Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt. Davon wurde von 30 % der Patient*innen ein Alkoholkonsum berichtet. Anhand eines Kategoriensystems wurde der Großteil des angegebenen Konsums als „normal“ deklariert, in etwas mehr als 1 % der Patient*innen, die eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nahmen, wurde ein hoher Alkoholkonsum kategorisiert. Eine Kurzinterventinon zum Alkoholkonsum wurde in knapp 5 % der Vorsorgeuntersuchungen (7.518 Fälle) durchgeführt. Bei 0,53 % aller Patient*innen (839 Fälle), die eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nahmen, wurde eine Entwöhnung empfohlen.
Alkoholkonsum ist ein gesellschaftlich breit akzeptiertes Verhalten. Ein Übergang von einem unproblematischen zum problematischen und schädlichen Konsum und damit zu einer chronischen Krankheit kann zu vielfältigen Problemen für Betroffene und deren Umfeld führen. Kontakte in die bestehende medizinische Regelversorgung, z.B. zu Ärzt*innen, Primärversorgungseinrichtungen oder Apotheker*innen sollten als Möglichkeit wahrgenommen werden, einen bestehenden Alkoholkonsum kritisch zu reflektieren.
Ambulante Suchthilfeeinrichtungen
Hier geht es zu den Angeboten der Suchthilfe in der Steiermark
Im Jahr 2023 wurden 2.458 Steirer*innen mit dem Hauptbetreuungsschwerpunkt Alkohol in ambulanten Suchthilfeeinrichtungen in der Steiermark betreut. Dies entspricht einem Drittel aller Personen, die eine Betreuung in einer ambulanten Suchthilfeeinrichtung erhalten haben. Die Betreuung erfolgte entweder als direkt betroffene (95,69 %) oder als angehörige Person (4,31 %).
Nur 2 % der Steirer*innen denken darüber nach, selbst Rat und Hilfe
wegen des eigenen Alkoholkonsums in Anspruch zu nehmen. Die Inanspruchnahme von
Hilfsangeboten wie Suchthilfeeinrichtungen sollte für alkoholkranke Menschen und für deren Angehörige kein Tabu mehr sein. Auch Selbsthilfegruppen stellen wichtige Unterstützungsangebote dar.
Für knapp 80 % der direkt Betroffenen stehen Informationen zu Geschlecht, Alter und Wohnort zur Verfügung und ermöglichen eine detaillierte Auswertung: Bei Betrachtung der direkt betroffenen Personen waren 2023 zwei Drittel der betreuten Klient*innen männlich (1.223 Männer), ein Drittel waren Frauen (649 Frauen). Das entspricht 9,78 Männer bzw. 5,14 Frauen je 10.000 EW in der Steiermark. Am stärksten ist die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen vertreten (4,37 Personen je 10.000 EW), gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen (3,95 Personen je 10.000 EW). Angehörige, die beraten wurden, sind in dieser Auswertung nicht inkludiert.
Abb. 782: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt Alkohol.
Nach Altersgruppen, Geschlecht und Steiermark gesamt, 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: gesamt = 1.872
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Bezogen auf die Wohnbevölkerung werden im zeitlichen Verlauf die meisten Personen je 10.000 EW in der Versorgungsregion Liezen wegen Alkohol in einer ambulanten Suchthilfeeinrichtung behandelt, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Seit 2020 ist ein leichter Anstieg der Zahl der betreuten Klient*innen für die Steiermark erkennbar.
Abb. 724: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt Alkohol im Zeitverlauf.
Nach Geschlecht, steirischen Versorgungsregionen und Steiermark gesamt für die Jahre 2020 bis 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: 2023 gesamt = 1.872
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Stationäre Behandlungen zur Alkoholentwöhnung
Zwei Leistungen bzw. Behandlungsformen wurden zur Darstellung der
stationären Alkoholentwöhnung aus der Krankenhausentlassungsstatistik ausgewertet:
- der Leistungscode Alkoholentwöhnung (AM040),
der einer 6 Wochen dauernden stationären Entwöhnung entspricht; - 14 Tage und länger dauernde stationäre Aufenthalte
bei einer Hauptdiagnose Alkoholabhängigkeit (F10.2).
Im Jahr 2023 wurden 648 Fälle von 14 Tagen oder länger dauernden stationären Aufenthalten bei einer Diagnose von Alkoholabhängigkeit dokumentiert (446 Männer, 202 Frauen), dies entspricht 5,21 Fällen je 10.000 EW. Es wurde in 196 Fällen eine Alkoholentwöhnung durchgeführt (154 Männer, 42 Frauen), dies entspricht 0,71 Fällen je 10.000 EW.
Die Alkoholentwöhnung wird im regionalen Vergleich (bezogen auf die Wohnbevölkerung) am häufigsten bei Personen aus der Obersteiermark durchgeführt. Länger dauernde stationäre Aufenthalte werden bei Personen aus der Versorgungsregion Graz und der Westlichen Obersteiermark häufig durchgeführt.
Abb. 825: Anzahl der alkoholbedingten Entlassungsdiagnosen.
Nach Geschlecht und steirischen Versorgungsregionen, 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheiten: Abhängigkeitssyndrom größergleich 14 Tage gesamt = 648, Alkoholentwöhnung gesamt = 196
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Am häufigsten wurden Personen aus der Altersgruppe der 35- bis 64-Jährigen aufgrund einer Alkoholentwöhnung stationär behandelt.
Abb. 939: Anzahl der alkoholbedingten Entwöhnbehandlungen.
Nach Altersgruppen, Geschlecht und Steiermark gesamt, 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheiten: Abhängigkeitssyndrom größergleich 14 Tage gesamt = 648, Alkoholentwöhnung gesamt = 196
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Im Zeitverlauf einen pandemiebedingten Rückgang der Behandlung bei ansonsten eher gleichbleibenden Zahlen.
Abb. 361: Anzahl der alkoholbedingten Entwöhnbehandlungen im Zeitverlauf.
Nach Altersgruppen, Geschlecht, steirischen Versorgungsregionen und Steiermark gesamt für die Jahre 2017 bis 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheiten: Abhängigkeitssyndrom größergleich 14 Tage gesamt 2023 = 648, Alkoholentwöhnung gesamt 2023 = 196
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Rehabilitation
In der Steiermark können im Grünen Kreis Johnsdorf und im Caritas Aloisianum – Wohngemeinschaft für Alkoholkranke längere Aufenthalte zu rehabilitativen Zwecken in Anspruch genommen werden. Im Jahr 2023 betreute der Grüne Kreis Johnsdorf 34 steirische Klient*innen, welche Alkohol als Leitdroge konsumieren. Im Caritas Aloisianum waren es 36 Klient*innen zwischen 30 und 69 Jahren, rund 83 % waren männlich. Weiters bieten die Einrichtungen Ubuntu (eine traumapädagogische Facheinrichtung für junge Männer) und Reethira (Einrichtung für junge Frauen und trans*Personen mit schwerer bzw. chronischer psychischer Erkrankung, die Symptome einer Traumafolgeerkrankung aufweisen) Möglichkeiten für zeitlich begrenzte Aufenthalte für junge Menschen.
Selbsthilfe
27 Selbsthilfegruppen beschäftigen sich im Jahr 2023 in der Steiermark mit Alkoholabhängigkeit oder mit der Abhängigkeit von Alkohol und Medikamenten . 23 der Gruppen, die Alkohol als Thema behandeln, haben Betroffene als Zielgruppe. Eine Gruppe betreut sowohl Betroffene als auch Angehörige. Zwei der Gruppen sind vor allem für Angehörige bzw. eine Gruppe auch für erwachsene Kinder von Alkoholiker*innen offen.
Es werden in der Steiermark auch Online-Gruppen angeboten, der größte Teil der Angebote findet jedoch in Präsenz statt. In allen Versorgungsregionen der Steiermark werden Gruppen angeboten, die meisten Gruppen in der Versorgungsregion Graz.
Der Begriff „Co-Abhängigkeit“ fasst Verhaltensweisen von Angehörigen
und sonstigen Bezugspersonen zusammen, die die Suchtproblematik einer
abhängigen Person begünstigen. Das Konzept der Co-Abhängigkeit bietet die Möglichkeit,
Suchtverhalten aus systemischer Sicht zu betrachten und so
Lösungsstrategien für alle Beteiligten zu finden.
Kritisch zu betrachten ist dabei der Umstand, dass eine Mitschuld und
Verantwortung für ein Suchtverhalten von der betroffenen Person
an deren soziales Umfeld delegiert werden könnte
.
Aktualisiert am 20.11.2025

