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Gewalt
Gewalt beeinflusst die Gesundheit der Menschen. Daten und Zahlen zu diesen Themen finden Sie auf dieser Seite.
Das Gewaltschutzzentrum Steiermark ist eine nach dem Gewaltschutzgesetz anerkannte Opferschutzeinrichtung. In seinem Leitbild ist verankert, Gewalt klar zu benennen und durch vermittelnde Unterstützung zur Beendigung von Gewalt und zum Schutz vor weiteren Übergriffen beizutragen.
Gefährdete Personen
2023 wurden in der Steiermark 3.820 Personen im Gewaltschutzzentrum betreut (28,35 Personen je 10.000 EW). Das bedeutet, diese Personen hatten entweder ein persönliches Beratungsgespräch im Gewaltschutzzentrum oder wurden telefonisch oder schriftlich unterstützt. Knapp 81 % der gefährdeten Personen waren Frauen, Mädchen und Buben (Frauen: 70,79 %; Mädchen und Buben: 10,13 %), 19 % waren Männer. Rund die Hälfte der Betroffenen waren jünger als 40 Jahre.
Abb. 679: Anzahl der gefährdeten Personen, die im Gewaltschutzzentrum Steiermark betreut wurden.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2023
Daten absolut und je 10.000 EW
Grundgesamtheit: Steiermark = 3.820
Gewaltschutzzentrum, Tätigkeitsbericht 2023; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Der zeitliche Vergleich zeigt für die Steiermark seit 2002 einen Anstieg der gefährdeten Personen. Im Jahr 2023 waren es 28,35 gefährdete Personen je 10.000 EW, während es im Jahr 2002 noch 7,88 Personen waren. Hier spielt auch die Sensibilisierung für das Thema Gewalt eine große Rolle – Opfer sind oftmals weniger stigmatisiert als früher. Steigende Zahlen sind deshalb nicht ausschließlich auf mehr Gewalt zurückzuführen, sondern auch auf weniger Scheu der betroffenen Personen, Hilfe anzunehmen. In welchem Ausmaß Alkohol bei der Ausübung von Gewalt ein beteiligter Faktor war, steht aus Datenschutzgründen für eine Berichterstattung nicht zur Verfügung.
Abb. 978: Gefährdete Personen im Zeitverlauf.
Für Steiermark gesamt für die Jahre 2002 bis 2023
Daten je 10.000 EW
Grundgesamtheit: 2023 = 3.820
Gewaltschutzzentrum, Tätigkeitsbericht 2002-2023; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Die Gewaltambulanz an der Medizinischen Universität Graz bietet seit Mai 2024 klinisch-forensische Untersuchungen für Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt an. In solchen Fällen von Gewalt ist es entscheidend, Beweise frühzeitig, objektiv und gerichtsverwertbar zu sichern, um zur Aufklärung von Straftaten beitragen zu können. Zwischen April 2024 und März 2025 wurden 237 klinisch-forensische Untersuchungen durchgeführt .
Betretungs- und Annährungsverbote
Die Polizei ist verpflichtet, das Gewaltschutzzentrum zu informieren, nachdem sie ein Betretungsverbot verhängt hat. Daraufhin nehmen die Mitarbeiter*innen des Gewaltschutzzentrums unmittelbar mit den Betroffenen Kontakt auf und bieten kostenlos und vertraulich Beratung und Unterstützung an. 2022 wurden 1.560 Betretungs- und Annäherungsverbote an das Gewaltschutzzentrum übermittelt. Um die Zahlen regional vergleichen zu können werden die Betretungsverbote je 10.000 EW berechnet. Daraus ergeben sich für die Steiermark 12,45 Betretungsverbote je 10.000 EW der steirischen Gesamtbevölkerung. Regionale Unterschiede können z. B. aufgrund eines unterschiedlichen Umgangs mit dem Aussprechen von Betretungsverboten abhängig sein. Dies ist daher nicht unbedingt auf ein unterschiedliches Ausmaß an Gewalttaten zurückzuführen.
Abb. 680: Anzahl der Betretungs- und Annährungsverbote.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2022
Daten absolut und je 10.000 EW
Gewaltschutzzentrum; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Im zeitlichen Verlauf werden die Betretungs- und Annäherungsverbote seit dem Jahr 2020 dargestellt. Mit dem Jahr 2020 hat sich die Zählweise der Betretungs- und Annäherungsverbote geändert. Seitdem wird pro „Maßnahme“ gezählt. Das bedeutet, pro Maßnahme wird eine Gefährder*in und eine gefährdete Person erfasst. Bei einer weiteren Gefährder*in oder einer weiteren gefährdeten Person erfolgt eine weitere Maßnahme. Dies führt zu einer weiteren dokumentierten Fallzahl. Bis Ende des Jahres 2019 wurden ausschließlich die Gefährder*innen dokumentiert.
Ab dem Jahr 2020 ist eine deutliche Zunahme der Betretungs- und Annäherungsverbote zu erkennen. Dazu beigetragen hat auch die Sensibilisierung für das Thema Gewalt. Opfer sind dadurch weniger als früher stigmatisiert. Das bedeutet, dass mit zunehmender Sensibilisierung und Akzeptanz die Dunkelziffer von nicht gemeldeten Vorfällen verringert werden kann. Die steigenden Zahlen in den letzten Jahren bedeuten somit nicht unbedingt ein „mehr an Gewalt“, sondern sind eher auf eine Verringerung dieser Dunkelziffer zurückzuführen.
Abb. 520: Anzahl der Betretungs- und Annährungsverbote.
Nach steirischen Versorgungsregionen und Steiermark gesamt für die Jahre 2002 – 2022
Daten je 10.000 EW
Gewaltschutzzentrum; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche
Nicht nur im öffentlichen Bereich findet Gewalt an Kindern und Jugendlichen statt, sondern auch in Familien.
Gewalt kann sich in folgenden Formen zeigen:
Physische Gewalt
Die physische Gewalt beinhaltet alle Formen von Körperverletzungen und Misshandlung. Sie reicht von einer Ohrfeige bis hin zu vorsätzlichem Zufügen von Schmerzen.
Psychische Gewalt
Psychische Gewalt erfolgt vor allem durch verbale Beschimpfungen, Drohungen, Stalking, Beleidigungen, Isolation oder durch Hervorrufen von Angst. Betroffene Personen leiden dadurch auf emotionaler bzw. seelischer Ebene – deshalb ist diese Form von Gewalt nicht sofort sichtbar und schwerer nachzuweisen.
Vernachlässigung
Von einer Vernachlässigung wird dann gesprochen, wenn die Bedürfnisse (physisch sowie psychisch) der Betroffenen nicht oder nicht ausreichend befriedigt werden.
Sexuelle Gewalt
Sexuelle bzw. sexualisierte Gewalt meint alle Handlungen, die für Betroffene eine Grenze überschreiten. Dies können z. B. sexuelle Anspielungen oder Berührungen bis hin zu ungewollten sexuellen Handlungen sein. Darüber hinaus kann auch online sexuelle Gewalt ausgeübt werden. Dies meint vor allem das ungewollte Versenden/Anfordern von Nacktbildern oder pornografischen Inhalten. Sexuelle Gewalt findet auf psychischer und physischer Ebene statt.
Für betroffene Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Anlauf- und Beratungsstellen:
- Rat auf Draht: Notrufnummer 147
- Kinder- und Jugendhilfe
- Kinder- und Jugendanwaltschaft
- Gewaltschutzzentrum
Im Mittelpunkt der Arbeit des Gewaltschutzzentrums steht die Erhöhung von Schutz und Sicherheit. Im Jahr 2022 standen insgesamt 309 gefährdete Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren in der Betreuung des Gewaltschutzzentrums. Dies entspricht 14,4 Personen je 10.000 EW in dieser Altersklasse. Im zeitlichen Verlauf betrachtet lagen die Jahre 2015 bis 2020 deutlich unter diesem Wert. Die geringste Anzahl an gefährdeten Kindern und Jugendlichen lag im Jahr 2018 bei 3,90 je 10.000 EW dieser Altersklasse.
Abb. 521: Anzahl der 0- bis 18-jährigen gefährdeten Kinder und Jugendlichen.
Nach Alter und Steiermark gesamt für die Jahre 2015–2022
Daten je 10.000 EW der Altersgruppe
Tätigkeitsberichte Gewaltschutzzentrum Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Kinder und Jugendliche als Gefährder*innen
Auch in der Rolle der Gefährder*innen finden sich bereits Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahre. 2022 wurden 56 Gefährder*innen im Kinder- und Jugendalter dokumentiert, dies entspricht 2,6 Personen je 10.000 Personen in dieser Altersklasse. Der Großteil der Gefährder*innen ist zwischen 15 und 18 Jahre alt.
Die Gründe, warum bereits Kinder und Jugendliche Gewalt ausüben, können vielfältig sein. Sie reichen von der Beeinflussung durch Medien, durch das soziale Umfeld (z. B. den Freundeskreis), bis hin zu Stress oder wirtschaftlichen Aspekten (sich materielle Wünsche nicht erfüllen können).
Zu beachten ist, dass auch die gesellschaftliche Sensibilisierung für Jugendkriminalität im Steigen ist, welche mit steigenden Anzeigezahlen einhergeht. Zudem sinkt die Bereitschaft, Gewaltprobleme ohne polizeilichen Kontakt zu regeln.
Erfahrungen mit Raufereien im Setting Schule und bei Lehrlingen
Die Ausdrucksformen von Gewalt sind vielfältig. Häufig passiert Gewalt an sozialen Orten, wie z. B. in der Schule, und sie kann sich u. a. in Form von körperlichen Auseinandersetzungen zeigen.
Aus der HBSC-Studie 2022 geht hervor, dass ältere Schüler*innen weniger oft an Raufereien beteiligt sind als jüngere. Bei den steirischen Mädchen waren zwischen 73,33 % und 94,20 %, je nach Schulstufe und bei den steirischen Burschen zwischen 45,52 % und 78,46 % innerhalb eines Jahres nie in eine Rauferei verwickelt. Auch für Österreich zeigen sich ähnliche Werte.
- Steiermark
- Österreich
Abb. 523: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Schüler*innen in den letzten zwölf Monaten.
Nach Schulstufe, Geschlecht und Steiermark gesamt, 2022
Repräsentative Erhebung; Grundgesamtheiten: 5. Schulstufe w = 121–123, m = 135–136, 7. Schulstufe w = 136–138, m = 159–160, 9. Schulstufe w = 159–160, m = 234–237 und 11. Schulstufe w = 68–69, m = 66–67
Health Behaviour in School-aged Children (HBSC); Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/ie
Abb. 524: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Schüler*innen in den letzten zwölf Monaten.
Nach Schulstufe, Geschlecht und Österreich gesamt, 2022
Repräsentative Erhebung; Grundgesamtheiten: 5. Schulstufe w = 677–685, m = 695–701, 7. Schulstufe w = 841–850, m = 836–842, 9. Schulstufe w = 1.250–1.259, m = 1.133–1.142 und 11. Schulstufe w = 828–836, m = 569–570
Health Behaviour in School-aged Children (HBSC); Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Unter den steirischen Lehrlingen waren rund 21 % im letzten Jahr an einer Rauferei beteiligt (Österreich: ca. 26 %). Hier zeigt sich ebenfalls, dass Mädchen weniger oft in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt sind als Burschen.
- Steiermark
- Österreich
Abb. 525: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Lehrlingen in den letzten zwölf Monaten.
Nach Geschlecht und Steiermark gesamt, 2022
Grundgesamtheit: w=170–171, m=119–121
Österreichische Lehrlingsgesundheitsstudie; Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Abb. 526: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Lehrlingen in den letzten zwölf Monaten.
Nach Geschlecht und Österreich gesamt, 2022
Grundgesamtheit: w=1.420–1.430, m=1.580–1.594
Österreichische Lehrlingsgesundheitsstudie; Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/
Gewalt in Jugendbeziehungen und sexualisierte Gewalt
Der Verein Hazissa ist eine Fachstelle zur Prävention von sexueller Gewalt und wurde im Jahr 2003 in Graz gegründet. Das Ziel von Hazissa ist es, dem Entstehen von sexueller Gewalt vorzubeugen sowie Betroffene bei der Aufdeckung und Aufarbeitung von Gewalt zu unterstützen.
Hazissa hat im Rahmen des Projekts „Love & Respect“ eine repräsentative Erhebung in mehreren Ländern zum Thema Gewalt in Jugendbeziehungen durchgeführt. In Österreich wurden 753 Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren befragt. 57 % der Jugendlichen gaben an, bereits eine Form von Gewalt durch den bzw. die Partner*in erlebt zu haben. Der größte Anteil entfiel dabei auf psychische Gewalt. Die Auswirkungen der erlebten Beziehungsgewalt zeigen sich u. a. in Form von Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Übelkeit, Schwindel, Essstörungen, Angst oder auch Selbstmordgedanken.
Aktualisiert am 20.11.2025

