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Versorgungsangebote

Über 1.900 Steirer*innen werden wegen illegalisierter Substanzen in ambulanten Suchthilfeeinrichtungen betreut. Welche Leitdrogen werden am häufigsten dokumentiert, und welches Angebot verbirgt sich hinter dem Kürzel OAT? Finden Sie hier nähere Informationen dazu.

Ambulante Suchthilfeeinrichtungen

Im Jahr 2023 wurden 1.941 direkt betroffene Steirer*innen Es werden auch Angehörige in ambulanten Suchthilfeeinrichtungen beraten und betreut; ihre Anzahl ist hier nicht berücksichtigt. aufgrund der Hauptbetreuungsschwerpunkte illegalisierte Substanzen (1.581 Klient*innen) oder Cannabis (360 Klient*innen) in einer ambulanten Suchthilfeeinrichtung in der Steiermark betreut. Das sind rund 29 % aller dort betreuten Klient*innen ohne Berücksichtigung der Zahl der betreuten Angehörigen . Die Betreuung ist in den Einrichtungen auch anonym möglich, daher stehen nicht für alle Klient*innen Daten wie Geschlecht, Alter oder Wohnort zur Verfügung. Detaillierte Auswertungen können daher nur mit der Teilmenge der Klient*innendaten durchgeführt werden, bei denen diese Informationen bekannt sind Das sind rund 71 % der Klient*innen mit Hauptbetreuungsschwerpunkt illegalisierte Substanzen, 96 % mit Schwerpunkt Cannabis und 100 % der Klient*innen, die wegen Substitution betreut werden. .

Die folgende Auswertung stellt die in ambulanten Suchthilfeeinrichtungen betreuten steirischen Klient*innen alters- und geschlechtsstandardisiert dar. Der Großteil der betreuten Personen ist männlich 75 % beim Hauptbetreuungsschwerpunkt illegalisierte Substanzen, 70 % bei Substitution, 67 % bei Cannabis .

Wegen Cannabis betreute Steirer*innen sind vorrangig in einem Alter von jünger als 30 Jahren (64 % der Betreuten). Auch Klient*innen, die wegen illegalisierter Substanzen in Betreuung sind, sind in 59 % der Fälle jünger als 30 Jahre.

  • Illegalisierte Substanzen
  • Cannabis

Abb. 830: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt illegalisierte Substanzen.
Nach Altersgruppen und Geschlecht für Steiermark gesamt, 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: Steiermark gesamt = 1.114
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 832: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt Cannabis.
Nach Altersgruppen und Geschlecht für Steiermark gesamt, 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: Steiermark gesamt = 345
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Der Zeitverlauf zeigt, bezogen auf die steirische Bevölkerung, insgesamt einen steigenden Trend bei Personen, die wegen illegalisierter Drogen oder Cannabis betreut werden.

Abb. 831: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt illegalisierte Substanzen inkl. Cannabis im Zeitverlauf.
Nach Geschlecht für die steirischen Versorgungsregionen und für Steiermark gesamt für die Jahre 2020 bis 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: Steiermark gesamt = 1.114
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) „Substitution“

Eine Opioidabhängigkeit ist eine chronische Erkrankung, die mittels Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) gut behandelbar ist. Diese Therapie wird nicht primär abstinenzorientiert, sondern meist in Form einer Dauertherapie ohne zeitliche Beschränkung eingesetzt. In der Steiermark kommt ein dreistufiges Modell der OAT zur Anwendung Quelle: Gesundheitsfonds Steiermark (Hg.) (2023): Substitutionsbehandlung in der Steiermark 2023: Analyse und Diskussion , um unterschiedliche Intensitäten in der Betreuung von Klient*innen sicherstellen zu können Quelle: zitiert nach Gesundheitsfonds Steiermark (2024): Versorgungskonzept Sucht Steiermark 2030, S. 34 . Das dreistufige Modell umfasst:

Ambulante Versorgung für …

Menschen in Krisensituationen, mit Komorbiditäten, mit exzessivem Beikonsum, Polytoxikomanie, mit selbstschädigendem Verhalten, außerdem Schwangere, Haftentlassene, Therapieabbrecher*innen, junge Drogenabhängige mit Motivation zur Konsumreduktion und/oder mit Abstinenzwunsch.

§ 15-Einrichtungen (SMG) mit ambulanzähnlichem Status für …

Menschen in Krisensituationen, mit Komorbidität, Motivation zur Konsumreduktion und/oder Abstinenzwunsch.

Ärzt*innen im niedergelassenen Bereich für …

Menschen in OAT mit hoher Stabilität, ohne seltenen/mit seltenem Beikonsum, deren Basisversorgung in der Lebenswelt gegeben ist.

Die Betreuung von Menschen mit der OAT findet zu großen Teilen in der Regelversorgung statt. Um eine wohnortnahe Versorgung mit der Opioid-Agonisten-Therapie flächendeckend sicherstellen zu können, ist es wichtig, dass die OAT in niedergelassenen Ordinationen und Primärversorgungseinheiten angeboten wird.

Im Jahr 2023 wurden in den ambulanten Suchthilfeeinrichtungen 719 Steirer*innen Es werden auch Angehörige in ambulanten Suchthilfeeinrichtungen beraten und betreut; ihre Anzahl ist hier nicht berücksichtigt. aufgrund des Hauptbetreuungsschwerpunkts Substitution betreut.

Anstatt des Begriffs „Substitution“ findet zunehmend der Begriff „Opioid-Agonisten-Therapie“ (OAT) Anwendung.

Die folgende Abbildung zeigt, dass 67 % der Steirer*innen, die eine Opioid-Agonisten-Therapie (Substitution) erhalten, zwischen 30 und 49 Jahren alt sind, 26 % sind jünger als 30 Jahre.

Abb. 937: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt Substitution.
Nach Altersgruppen und Geschlecht für Steiermark gesamt, 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: Steiermark gesamt 2023 = 718
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Der zeitliche Verlauf zeigt für die Steiermark einen gleichbleibenden Trend bei der Anzahl der wegen Substitution betreuten Klient*innen. Der größte Anteil der betreuten Klient*innen findet sich in der Versorgungsregion Graz. Es zeigt sich, dass mehr Männer in Betreuung sind als Frauen.

Abb. 936: Anzahl der betreuten Klient*innen (direkt Betroffene) mit Hauptbetreuungsschwerpunkt Substitution im Zeitverlauf.
Nach Geschlecht für die steirischen Versorgungsregionen und für Steiermark gesamt für die Jahre 2020 bis 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: Steiermark gesamt 2023 = 718
Einrichtungsklientendaten aus dem Fördercontrolling Sucht; Bearbeitung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Substitutionsregister eSuchtmittel

Die Bezirksverwaltungsbehörden als Gesundheitsbehörde sind auf Basis § 24b SMG verpflichtet, alle Personen, die sich einer OAT unterziehen, an das bundesweite Substitutionsregister zu melden. Die Gesundheit Österreich GmbH als Auftragsverarbeiter stellt jährliche Auswertungen daraus im Bericht zur Drogensituation sowie im Epidemiologiebericht Sucht zur Verfügung. Auf Basis dieser Datenquelle ist für das Jahr 2023 ersichtlich, dass in der Steiermark Die Daten beziehen sich nicht auf den Wohnort der Klient*innen, sondern auf den Ort der vidierenden Stelle, also der zuständigen Gesundheitsbehörde. 1.749 Personen betreut wurden, davon der Großteil Männer.

Im Zeitverlauf ist ein steigender Trend der Personen, die eine Opioid-Agonisten-Therapie in Anspruch nehmen, ersichtlich. Es sind alle Altersgruppen vertreten Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Epidemiologiebericht Sucht 2024. Illegale Drogen, Alkohol und Tabak Annex, S. 3 ff. . Personen befinden sich oft viele Jahre in einer OAT, dies entspricht einer hohen Haltequote in der Therapie und kann als Erfolg bezeichnet werden. Rund die Hälfte der riskant konsumierenden Personen befindet sich nach Schätzungen in einer OAT Quelle: vgl. Sonderauswertung in Gesundheitsfonds Steiermark (2021): Suchtbericht Steiermark 2021, S. 47 .

Eine Erstbehandlung erhielten im Jahr 2023 an vidierenden Stellen in der Steiermark 143 Personen, auch hier ist ein steigender Trend der Anzahl im Zeitverlauf erkennbar. Personen, die eine Erstbehandlung beginnen, sind großteils zwischen 20 und 40 Jahre alt Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Epidemiologiebericht Sucht 2024. Illegale Drogen, Alkohol und Tabak Annex, S. 3 ff. .

Abb. 941: Personen in Opioid-Agonisten-Therapie im Zeitverlauf.
Für Steiermark gesamt für die Jahre 2014 bis 2023
Daten absolut und je 100.000 EW zwischen 15 und 64 Jahren
Grundgesamtheiten: Behandelte 2023 = 1.749; Erstbehandelte 2023 = 143
Epidemiologiebericht Sucht 2024. Illegale Drogen, Alkohol und Tabak. Annex; Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 940: Personen in Opioid-Agonisten-Therapie.
Nach Altersgruppen für Steiermark gesamt, 2023
Daten absolut und je 100.000 EW zwischen 15 und 64 Jahren
Grundgesamtheiten: Behandelte = 212; Erstbehandelte = 17
Epidemiologiebericht Sucht 2024. Illegale Drogen, Alkohol und Tabak. Annex; Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Rund die Hälfte der Personen, die einen riskanten Drogenkonsum unter Opioid-Beteiligung betreiben, unterzieht sich einer Dauertherapie mit OAT. Die gute Wirksamkeit der OAT führt zu langen Haltequoten und einer reduzierten Sterblichkeit und damit Verlängerung der Lebenszeit von Personen mit chronischer Suchterkrankung.

Bereits die OAT alleine hat positive Auswirkungen auf sowohl den körperlichen als auch auf den psychischen Gesundheitszustand der Klient*innen. Betroffene haben jedoch häufig zusätzlich behandlungs- und betreuungsbedürftige Belastungen und Erkrankungen auf körperlicher, psychischer und auch auf sozialer Ebene. Die Leitlinie „Qualitätsstandards für die Opioid-Subsitutions-Therapie“ betont, dass es wichtig ist, alle relevanten Erkrankungen und Belastungen zu erkennen, um eine auf die individuelle Problemlage abgestimmte, integrative und multimodale Therapie anbieten zu können. Dies stellt hohe Anforderungen an das Behandlungssystem und braucht die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Opioid-Agonisten-Therapie in der Haft und in der Phase der Haftentlassung

Rund 10 % der Personen, die in der Steiermark eine OAT erhalten, befinden sich in einer Haftanstalt vgl. Gesundheit Österreich GmbH (2024): Epidemiologiebericht Sucht 2024. Illegale Drogen, Alkohol und Tabak Annex, S. 10 Personen, die in der Steiermark in Haft sind, können auch aus anderen Bundesländern kommen. . In der Justizanstalt Graz-Karlau erhalten 14 % der Insassen eine OAT. Österreichweit sind es rund 10 %.

Die OAT wird in Haft meist durch langwirkende Medikation sichergestellt, die einmal täglich verarbreicht wird. Vermehrt wird eine subkutane Medikation in Form von Depotspritzen Buprenorphin-Depot-Präparat wöchentlich oder monatlich nach Bedarf verabreicht Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Bericht zur Drogensituation 2024, S. 218 ff. .

Um keine Lücken und damit eine Versorgung durch die OAT auch nach der Entlassung aus der Haft zu gewährleisten, wurde von der Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen ein Prozess ausgearbeitet, der unter anderem in der Steiermark bereits in den Regelbetrieb übernommen wurde Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Bericht zur Drogensituation 2024. Ergebnisbericht, S. 208 . So kann eine lückenlose Versorgung nach der Haftentlassung sichergestellt werden.

Leitdrogen und Informationen aus § 15-Einrichtungen (DOKLI)

Einrichtungen, die auf Basis des § 15 SMG arbeiten, liefern österreichweit Daten in das einheitliche Dokumentations‐ und Berichtssystem zu den Klientinnen und Klienten der Suchthilfe (DOKLI). Die Daten sind einrichtungsbezogen, das heißt, es spiegelt sich das Geschehen in den Einrichtungen wider unabhängig vom Wohnort der betreuten Klient*innen. Die Daten können Konsummuster sichtbar machen und liefern einen Beitrag zum Wissen über das suchtepidemiologische Geschehen in Österreich. Eine Vergleichbarkeit im europäischen Kontext ist gegeben.

Der Großteil der 2.271 Klient*innen, die in der Steiermark im Jahr 2023 in Einrichtungen betreut wurden, die nach DOKLI dokumentieren, befindet sich in längerfristig ambulanter Betreuung (44,8 %). Kurzfristige Kontakte machen 27 % aus. Eine niederschwellige Betreuung erhielten 13,6 %, und längerfristig stationär befanden sich 14,6 % Quelle: Gesundheitsfonds Steiermark (2024): DOKLI Steiermark. Berichtsjahr 2023. Kommentarband in Betreuung.

Dabei wurden folgende dominante Leitdrogen dokumentiert:

  • Kurzfristige Kontakte: Cannabis, Kokain, Alkohol, Heroin, Amphetamine.
  • Niederschwellige Einrichtungen: Cannabis, Alkohol.
  • Längerfristig ambulante Einrichtungen: Heroin, Cannabis, Morphin in Retardform, Kokain, Alkohol, Benzodiazepine, Amphetamine.
  • Längerfristig stationäre Einrichtungen: Kokain, Cannabis, Heroin, Morphin in Retardform, Benzodiazepine, Alkohol, Amphetamine, Methadon, MDMA (Ecstasy), LSD, Crack.

Insgesamt wurden im Jahr 2023 folgende Leitdrogen am häufigsten dokumentiert Quelle: Gesundheitsfonds Steiermark. (Hg.). 2024. DOKLI Steiermark. Berichtsjahr 2023. Tabellenband (unveröffentlicht) :

  • Cannabis (47,6 %)
  • Heroin (27,3 %)
  • Kokain (15,1 %)
  • Morphin in Retardform (14,4 %)
  • Alkohol (11,6 %)
  • Benzodiazepine (7,9 %)
  • Amphetamine (7,2 %)
  • Ecstasy (3,2 %)

Zahl der Weisungen nach dem Suchtmittelgesetz

Das  Suchtmittelgesetz definiert in § 11 gesundheitsbezogene Maßnahmen, denen sich Personen bei Suchtgiftmissbrauch auf behördliche Weisung zu unterziehen haben. Als Einrichtung sind dafür § 15-Einrichtungen zuständig. Laut DOKLI begannen im Jahr 2023 in der Steiermark 34 % der Personen, die eine längerfristig ambulante Betreuung starteten, und 45 % der Personen, die eine längerfristige stationäre Betreuung starteten, diese aufgrund einer Weisung Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Bericht zur Drogensituation 2024, S. 69f .

Laut dem Statistikregister eSuchtmittel wurden im Jahr 2023 in der Steiermark 505 Begutachtungen durchgeführt. Bei 395 Personen wurde der Bedarf einer gesundheitsbezogenen Maßnahme nach § 11 SMG festgestellt Quelle: Epidemiologiebericht Sucht 2024, S. 11 f. .

Schadensminimierende Maßnahmen

Schadensminimierende Maßnahmen zielen auf eine vorurteilsfreie Arbeit mit Konsumierenden ab, mit dem Ziel Risiken zu minimieren, die mit negativen Folgen für die Gesundheit verbunden sind. In den letzten Jahrzehnten haben sich in Europa dazu Programme wie die Opioid-Agonisten-Therapie, Spritzentauschprogramme, die Bekämpfung und Prävention von Infektionskrankheiten (vor allem beim injizierenden Konsum) und insgesamt eine Risikoverminderung beim injizierenden Drogenkonsum etabliert, z.B. die Ausgabe von sterilen Injektionsutensilien. Hierzu gehören auch Angebote in Gemeinschaftseinrichtungen oder Haftanstalten Quelle: European Union Drugs Agency (EUDA) (2025): Harm reduction – the current situation in Europe (European Drug Report 2025) . In den letzten Jahren kamen Maßnahmen wie Drogenkonsumräume, Naloxon zum Mitnehmen oder Drug-Checking-Dienste dazu. Insgesamt werden Substanzen diverser, sind beispielsweise mit synthetischen Substanzen gemischt und daher unvorhersehbarer in der Wirkung. Es zeigt sich, dass eine wirksame Risikokommunikation und ein Austausch von Informationen sowie die Entwicklung von faktengestützten Standardverfahren für die Risikokommunikation wichtig werden Quelle: European Union Drugs Agency (EUDA) (2024): Schadensminimierung – die aktuelle Situation in Europa (Europäischer Drogenbericht 2024) .

Österreichweit wurden im Rahmen eines Delphi-Prozesses Empfehlungen für die Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Suchterkrankungen entwickelt, die auch auf schadensminimierende Maßnahmen eingehen, die für Österreich relevant sind :

  • Drug-Checking
  • Spritzentausch
  • Notfallmedikament Naloxon
  • Drogenkonsumräume bzw. Gesundheitsräume
  • Schadensminimierung bei Alkohol- und Nikotinabhängigkeit

Schadensminimierende Angebote in der Steiermark

Neben der Opioid-Agonisten-Therapie werden in der Steiermark folgende weitere schadensminimierende Programme angeboten und umgesetzt:

Spritzentausch

Der Spritzentausch ist eine Maßnahme der Schadensminimierung, bei der Personen mit intravenösem Drogenkonsum kostenfrei sterile Spritzensets gegen gebrauchte Nadeln eintauschen können. Ziel ist es, die Verbreitung von Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis C zu reduzieren und den Kontakt zu gesundheitsbezogenen Hilfsangeboten herzustellen. In der Steiermark stehen derzeit zwei Automaten für Spritzensets zur Verfügung, die den anonymen Kauf von Spritzen ermöglicht. Zusätzlich werden in der Steiermark sterile Spritzen über aufsuchende Drogenarbeit (z.B. Drogen-Streetwork) bzw. beim Caritas-Kontaktladen ausgegeben. Insgesamt 997.426 Spritzen wurden im Jahr 2023 in der Steiermark getauscht und verkauft Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Bericht zur Drogensituation 2024. Ergebnisbericht, S. 179 .

Drug-Checking

In der Steiermark wird Drug-Checking vom Caritas-Kontaktladen in Graz unter dem Projektnamen Triptalks angeboten. Dieses Angebot ist anonym, kostenfrei und richtet sich an Menschen, die psychoaktive Substanzen konsumieren. Die Klient*innen können ihre Proben zur chemischen Analyse der Zusammensetzung abgeben – anschließend erhalten sie ihre Ergebnisse anonym zurück, meist kombiniert mit einer psychosozialen Beratung. Darüber hinaus werden besonders riskante Inhaltsstoffe und Kontaminationsfälle dem nationalen Frühwarnsystem (EWS) gemeldet. Das steirische Drug-Checking-Angebot „Triptalks“ meldete 842 analysierte Proben im Jahr 2023 Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Bericht zur Drogensituation 2024. Ergebnisbericht S. 164 ff. und 1.033 Proben im Jahr 2024. In über neun von zehn Fällen werden Proben von Personen abgegeben, die einen Wohnort in Graz angeben vgl. triptalks.at: Jahresbericht 2024 .

Take-home-Naloxon

Der Caritas-Kontaktladen startete im Jahr 2018 das Projekt „Take-home-Naloxon“. Im Rahmen dieses Projekts werden opiatabhängige oder substituierte Personen zu Ersthelfer*innen ausgebildet und nach einer ärztlich begleiteten Erste-Hilfe-Schulung bei Drogennotfällen mit einem Naloxon-Notfallset ausgestattet. Dieses Naloxon-Kit beinhaltet Einweghandschuhe, eine Beatmungsmaske und zwei Nyxoid-Sprays. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 26 Klient*innen des Caritas-Kontaktladens geschult und mit einem Naloxon-Kit ausgestattet. Ziel ist es, dass diese Personen bei einer Fehl- oder Überdosierung von Opioiden rasch reagieren können Quelle: Gesundheit Österreich GmbH (2024): Bericht zur Drogensituation 2024. Ergebnisbericht, S. 180 .

Hepatitis-Testungen/-Impfungen

Der Caritas-Kontaktladen bietet im Rahmen seiner Präventionsarbeit kostenlose Hepatitis-A/B-Impfungen in Kombination mit Safer-Use-Beratung, Tests (HCV/HIV) und psychosozialer Unterstützung für konsumierende oder substituierte Personen an. 2023 wurden vonseiten des Caritas-Kontaktladens 17 Hepatitis-C-Testungen sowie 14 Hepatitis-A/B-Impfungen durchgeführt.

Die Interdisziplinäre Kontakt- und Anlaufstelle (I.K.A.) in Graz bietet ebenfalls Hepatitis-A/B-Impfungen an. Diese Impfungen werden im Rahmen der allgemeinmedizinischen Versorgung integriert, inklusive Beratung, Testmöglichkeiten (z. B. Hepatitis B/C) und weiteren gesundheitsorientierten Angeboten für Menschen mit Opiatabhängigkeit. Daten für das Jahr 2023 zur Anzahl der Impfungen bzw. Testungen stehen nicht zur Verfügung.

Drug-Checking ist ein Angebot für Konsument*innen von illegalisierten Substanzen, um diese auf Inhaltsstoffe und allfällige unerwartete Risiken und Wirkungen testen zu lassen. Das Angebot in Graz wird in den meisten Fällen von Personen mit Wohnsitz in Graz wahrgenommen. Niederschwellige Möglichkeiten der Substanzabgabe für Personen mit Wohnsitzen außerhalb von Graz sollten geschaffen werden, um das Drug-Checking auch in den Regionen anbieten zu können. Als Abgabeorte für Testsubstanzen könnten Apotheken, Beratungsstellen und auch Events – sofern Testungen nicht ohnehin schon mobil angeboten werden – überlegt werden vgl. Gesundheit Österreich GmbH (2023): Empfehlungen für die Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Suchterkrankungen in Österreich, S. 41 .

Selbsthilfe

In der Steiermark gibt es drei Selbsthilfegruppen zum Thema Drogenabhängigkeit Blaues Kreuz Steiermark, Angehörige drogenabhängiger Jugendlicher, Narcotics Anonymous . Eine Gruppe steht Betroffenen, eine Gruppe Angehörigen und eine Gruppe sowohl Betroffenen als auch Angehörigen offen. Die Gruppe für Angehörige trifft sich alle zwei Wochen online. Die Treffen der beiden anderen Gruppen finden wöchentlich in Graz statt.

Aktualisiert am 20.11.2025