Chancengerechtigkeit, Stethoskop

Themen auf dieser Seite:

Chancengerechtigkeit

Faktoren wie Bildung, Einkommen, Arbeit oder Armut beeinflussen die individuellen Gesundheitschancen und -risiken. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für die Auswirkungen von ungleich verteilten Gesundheitschancen. Unterstützungssysteme sollen hier zur Herstellung der Chancengerechtigkeit beitragen. Auch Gewalt beeinflusst die Gesundheit der Menschen. Daten und Zahlen zu diesen Themen finden Sie auf dieser Seite.

Die Ungleichverteilung zeigt sich in vielen Indikatoren, wie beispielsweise in der Lebenserwartung, in der subjektiv eingeschätzten Gesundheit, in der Häufigkeit von chronischen Krankheiten, Krebserkrankungen oder psychischen Erkrankungen. Niedriger beruflicher Status, ein geringer Bildungsstand und geringes Einkommen sind dabei wichtige Determinanten für einen schlechteren Gesundheitszustand.

Sozioökonomische Determinanten

Daten zeigen einen größeren Einfluss von sozioökonomischen Determinanten auf die Gesundheit bei Männern als bei Frauen Quelle: Hurrelmann, Klaus; Richter, Matthias (Hg.) (2009): Gesundheitliche Ungleichheit. Grundlagen, Probleme, Perspektiven. 2., aktualisierte Aufl. Wiesbaden:
VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden, S. 17
. Dieser sozioökonomische Status ist aber nicht per se verantwortlich für einen schlechteren Gesundheitszustand. Vielmehr steht der sozioökonomische Status für viele Einflussfaktoren, die selbst wieder die Gesundheit beeinflussen. Durch die ungleiche Verteilung von förderlichen und schädlichen Faktoren entsteht ein sozialer Gradient in der Gesellschaft, dem entlang sich die Unterschiede im Gesundheitszustand zeigen. Mit dem sozioökonomischen Status in Zusammenhang stehende Einflussfaktoren sind z.B. materielle Faktoren, psychosoziale und soziale Faktoren oder der gesundheitsbezogene Lebensstil. Diese Faktoren greifen ineinander und beeinflussen sich auch gegenseitig Quelle: Hurrelmann, Klaus; Richter, Matthias; Klotz, Theodor; Stock, Stephanie (Hg.) (2018):
Referenzwerk Prävention und Gesundheitsförderung: Hogrefe, S. 477ff
. In diesem Kapitel wird auf Indikatoren eingegangen, die auf den sozialen Gradienten in einer Gesellschaft Bezug nehmen.

In diesem Gesundheitsbericht werden die Indikatoren wo möglich nach Bildung aufgeschlüsselt. Der Bildungsstand gilt neben Einkommen und Berufsstatus als wichtiger Gradmesser für den sozioökonomischen Status und kann damit die Ungleichverteilung von Gesundheit und Krankheit in einer Bevölkerung sichtbar machen.

Arbeit

2019 waren in der Steiermark 514.800 Personen unselbstständig beschäftigt. Diesen standen 34.038 arbeitslose Personen gegenüber, die Arbeitslosenquote betrug 6,0 % Quelle: Daten zu den unselbständig Beschäftigten, arbeitslosen und langzeitarbeitslosen Personen stammen von der Arbeitsmarktforschung des österreichischen Arbeitsmarktservices (AMS). .

In den folgenden Landkarten können die Zahlen und Werte zum Erwerbsleben bzw. der Arbeitslosigkeit für jede steirische Versorgungsregion und für jedes österreichisches Bundesland abgelesen werden.

Arbeit, Erwerbsleben

514.800

waren 2019 in der Steiermark unselbstständig beschäftigt.

Arbeit, Arbeitssuche

34.038

waren 2019 in der Steiermark arbeitslos.

  • Unselbstständig Beschäftigten
  • Arbeitslose
  • Langzeitarbeitslosigkeit

Abb. 666: Anzahl der unselbstständig Beschäftigten.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 667: Anzahl der Arbeitslosen und Arbeitslosenquote.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 668: Anzahl der Langzeitarbeitslosen.
Nach steirischen Versorgungsregionen und Bezirken, 2019
Daten absolut und als Anteil an allen Arbeitslosen
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

  • Unselbstständig Beschäftigten
  • Arbeitslose
  • Langzeitarbeitslosigkeit

Abb. 669: Anzahl der unselbstständig Beschäftigten.
Nach österreichischen Bundesländern, 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 670: Anzahl der Arbeitslosen und Arbeitslosenquote.
Nach österreichischen Bundesländern, 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 671: Anzahl der Langzeitarbeitslosen.
Nach österreichischen Bundesländern, 2019
Daten absolut und als Anteil an allen Arbeitslosen
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Bei der Betrachtung der Arbeitslosenquote im zeitlichen Verlauf seit 2008 zeigt sich für die Jahre 2015/2016 ein unterschiedlich ausgeprägter Anstieg in allen Versorgungsregionen, seither sinkt die Arbeitslosenquote wieder.

Die Arbeitslosenquote basiert auf den beim Arbeitsamt vorgemerkten Arbeitslosen und den bei der Österreichischen Sozialversicherung erfassten unselbstständigen Beschäftigten. Als langzeitarbeitslose Personen werden jene Menschen bezeichnet, die mehr als 365 Tage lang arbeitslos gemeldet sind.

Abb. 71: Arbeitslosenquote.
Nach steirischen Versorgungsregionen für die Jahre 2008 – 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

In Altersgruppen kann nachfolgend die Arbeitslosenquote nach Versorgungsregion/Bezirk und Geschlecht abgelesen werden. Gesamt liegt die Arbeitsquote bei den Steirerinnen bei 6,8 % und bei den Steirern bei 7,7 %. Die Maßnahmen rund um die COVID-19 Pandemie haben ebenfalls einen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit. Ob dies längerfristige Auswirkungen hat, wird in den nächsten Jahren zu beobachten sein.

  • Bezirk
  • VR

Abb. 72: Arbeitslosenquote.
Nach Alter in 10-Jahres-Schritten, Geschlecht und steirischen Bezirken, 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 73: Arbeitslosenquote.
Nach Alter in 10-Jahres-Schritten, Geschlecht und steirischen Bezirken, 2019
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Kinderbetreuungszeiten und Wiedereinsteiger*innen

2019 beendeten 9.951 Steirerinnen und Steirer Elternkarenz und/oder Mutterschutz. Die Dauer der Elternkarenz bzw. des Mutterschutzes wird anhand der Registerbasierten Erwerbsverläufe dargestellt.

Sehr deutlich wird der Unterschied zwischen den Geschlechtern, 2019 kehrten 8.074 Frauen aus der Elternkarenz zurück ins Berufsleben und 1.877 Männer. Das sind 2,56 % der Frauen zwischen 15 und 55 Jahren und 0,57 % der Männer zwischen 15 und 55 Jahren. Der Großteil dieser Männer (92,9 %) waren weniger als 3 Monate in Elternkarenz, bei den Frauen blieb der größte Anteil (rund die Hälfte) zwischen 2 und 3 Jahren in Elternkarenz.

Jugendarbeitslosigkeit

Jugendarbeitslosigkeit bezeichnet grundsätzlich die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen. Innerhalb dieser Altersgruppe wird zwischen „Heranwachsenden“ im Alter von 15 bis 19 Jahren und „Jungen Erwachsenen“ im Alter von 20 bis 24 Jahren unterschieden. vgl. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19766/jugendarbeitslosigkeit/

Im Jahr 2022 waren in der Steiermark von 1.000 Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren 9,15 als arbeitslos gemeldet. Im Zeitverlauf war dies der niedrigste Wert seit 2002. Nach Regionen betrachtet, waren in der Westlichen Obersteiermark mit 10,70 Jugendlichen die meisten je 1.000 Personen dieser Altersgruppe arbeitslos. In der Oststeiermark war die Rate mit 7,88 am niedrigsten. Im Bundesländervergleich lag die Steiermark im Jahr 2022 knapp unter dem österreichischen Durchschnitt von 9,39 Arbeitslosen je 1.000 Jugendlichen.

  • Steiermark
  • Österreich

Abb. 672: Anzahl der 15- bis 19-jährigen arbeitslosen Personen.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2022
Daten absolut und je 1.000 EW der Altersgruppe
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 673: Anzahl der 15- bis 19-jährigen arbeitslosen Personen.
Nach österreichischen Bundesländern, 2022
Daten absolut und je 1.000 EW der Altersgruppe
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 518: Anzahl der 15- bis 19-jährigen arbeitslosen Personen.
Nach steirischen Versorgungsregionen, Steiermark und Österreich gesamt für die Jahre 2002–2022
Daten je 1.000 EW der Altersgruppe
Arbeitsmarktservice Steiermark; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Einkommensverteilung

Die Verteilung des Einkommens in einer Bevölkerung kann mit dem GINI-Koeffizienten gemessen werden. Ein Koeffizient von 0 bedeutet dabei, dass das Einkommen in der Bevölkerung absolut gleich verteilt ist, ein Koeffizient von 100 bedeutet, dass das Einkommen auf eine Einzelperson konzentriert ist Quelle: Statistik Austria (Hg.) (2019): Tabellenband EU-SILC 2018 und Bundesländertabellen mit Dreijahresdurchschnitt EU-SILC 2016 bis 2018.
Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Wien, S. 16
. Der GINI-Koeffizient wird österreichweit gemessen und ist im Zeitverlauf relativ stabil geblieben, jeweils etwa 3 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt. 2019 lag der GINI-Koefizient in Österreich bei 27,5 %, das Verhältnis der Einkommen zueinander ist in den letzten Jahren relativ kontsant geblieben.

Abb. 74: GINI-Koeffizient.
Für Österreich gesamt und EU-27 bzw. EU-28 für die Jahre 2007 – 2019
EUROSTAT (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung, Working poor

Armutsgefährdungsquote

Ein weiterer Indikator für den sozialen Gradienten in einer Gesellschaft ist die Armutsgefährdungsquote. Dies ist der Anteil der Bevölkerung, dessen Haushaltseinkommen (inklusive Sozialtransfers) unter der Schwelle von 60 % des Medians des äquivalisierten Haushaltseinkommens liegt. 2018 lag in Österreich die Schwelle für Armutsgefährdung bei einem Jahreseinkommen von 15.105 EUR für einen Einpersonen-Haushalt, dies entspricht einem Monatswert von 1.259 EUR Quelle: Statistik Austria (Hg.) (2019): Tabellenband EU-SILC 2018 und Bundesländertabellen mit Dreijahresdurchschnitt EU-SILC 2016 bis 2018.
Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Wien, S. 16
. Um Schwankungsbreiten auszugleichen, wird seit 2018 die Armutsgefährdungsquote auf Bundesländerebene im Durchschnitt der letzten 3 Jahre ausgewiesen. Im Durchschnitt der Jahre 2017–2019 waren in der Steiermark 176.000 Menschen armutsgefährdet, dies entspricht einer Quote von 14 %. Auf Österreichebene wird die Armutsgefährdungsquote auch nach Geschlecht ausgewiesen. Mit 14 % war 2019 ein größerer Anteil von Frauen armutsgefährdet als bei den Männern (12 % Quelle: Statistik Austria (Hg.) (2019): Tabellenband EU-SILC 2018 und Bundesländertabellen mit Dreijahresdurchschnitt EU-SILC 2016 bis 2018.
Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Wien, S. 78
). Im Zeitverlauf ist zu erkennen, dass der Anteil der Frauen immer 2-3 Prozentpunkte über dem Anteil der armutsgefährdeten Männer liegt.

Chancengerechtigkeit, Armut

€ 15.105

Jahreseinkommen war 2018 die Schwelle zur Armutsgefährdung in Österreich.

Chancengerechtigkeit, Armut

~ 176.000

Menschen waren 2017-2019 in der Steiermark armutsgefährdet.

Abb. 75: Armutsgefährdungsquote.
Für die Steiermark und Österreich gesamt für die Jahre 2008 – 2019
ab dem Jahr 2018 Angabe des Dreijahresdurchschnitts, um Schwankungsbreiten auszugleichen
Statistik Austria (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Ausgrenzungsgefährdung und materielle Deprivation

Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdet sind Personen, deren Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt oder die erheblich materiell depriviert sind oder die in einem Haushalt mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität leben. Personen, die erheblich materiell depriviert sind, können sich bestimmte Güter oder Bedürfnisse für den Haushalt nicht leisten, darunter sind z. B. die Anschaffung einer Waschmaschine, eines Handys oder Fernsehgeräts, eines PKWs, die Begleichung von unerwarteten Ausgaben, Heizkosten oder die Konsumation eines Urlaubs zu verstehen. Eine sehr niedrige Erwerbsintensität bedeutet, dass weniger als 20 % der gesamten möglichen Erwerbsmonate bezogen auf alle erwerbsfähigen Mitglieder des Haushalts (ausgenommen Studierende) ausgeschöpft werden Quelle: Statistik Austria (Hg.) (2019): Statistik Austria (Hg.) (2019): Tabellenband EU-SILC 2018 und Bundesländertabellen mit Dreijahresdurchschnitt EU-SILC 2016 bis 2018.
Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Wien, S. 25f
.

Im Dreijahresdurchschnitt von 2017–2019 waren in der Steiermark 18 % der Bevölkerung ausgrenzungsgefährdet, dies entspricht 215.000 Personen. Die Steiermark lag damit über dem österreichischen Schnitt von 17 %. Betrachtet man die Daten auf Österreichebene nach Geschlecht, ist zu erkennen, dass 2018 18 % der Frauen und 15 % der Männer von Ausgrenzung gefährdet waren Quelle: Statistik Austria (Hg.) (2019): Tabellenband EU-SILC 2018 und Bundesländertabellen mit Dreijahresdurchschnitt EU-SILC 2016 bis 2018.
Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Wien, S. 83
. Im Zeitverlauf ist der Anteil der ausgrenzungsgefährdeten Frauen immer um drei Prozentpunkte höher als der der Männer.

Abb. 76: Ausgrenzungsgefährdungsquote.
Für die Steiermark und Österreich gesamt für die Jahre 2008 – 2019
ab dem Jahr 2018 Angabe des Dreijahresdurchschnitts, um Schwankungsbreiten auszugleichen
Statistik Austria (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Der Anteil der Haushalte mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität (Ausschöpfung von weniger als 20 % der im Haushalt möglichen Erwerbsmonate) lag im Dreijahresschnitt 2017-2019 in der Steiermark bei 8 %, dies entspricht einer Anzahl von 71.000 Personen.

Abb. 112: Haushalte mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität.
Für die Steiermark und Österreich gesamt für die Jahre 2008 – 2019
ab dem Jahr 2018 Angabe des Dreijahresdurchschnitts, um Schwankungsbreiten auszugleichen
Statistik Austria (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung von Kindern und Jugendlichen

Aus der EU-SILC-Erhebung von 2022 können Daten zur Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung von Kindern und Jugendlichen nicht auf Bundeslandebene, sondern für Österreich gesamt berichtet werden. Demnach sind in Österreich 19 % der Minderjährigen (316.000 Kinder und Jugendliche) armutsgefährdet. Innerhalb dieser Gruppe sind 22 % zeitweilig und 11 % dauerhaft von Armut betroffen. Zusätzlich sind 22 % (353.000) der österreichischen Kinder und Jugendlichen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, wobei 106.000 dieser Kinder zwischen 0 und 5 Jahre alt sind.

Es zeigt sich, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 0 bis 24 Jahren mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft deutlich häufiger armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind als ihre Altersgenoss*innen mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Die Rate beträgt 44 % für Nicht-Österreicher*innen im Vergleich zu 15 % für Österreicher*innen.

Bei der Betrachtung der Armut und sozialen Ausgrenzung nach Haushaltstypen fällt auf, dass Ein-Eltern-Haushalte mit 52 % am häufigsten betroffen sind. Auch Haushalte mit mindestens drei Kindern sind stark von Armut betroffen, wobei die Rate bei 29 % liegt. Diese Gruppe ist mit einer Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung von 30 % nach Ein-Eltern-Haushalten die am stärksten betroffene Gruppe. vgl.https://www.statistik.at/fileadmin/pages/338/Tabellenband_EUSILC_2022.pdf, S. 95ff

Working Poor

Als Working Poor werden Personen im erwerbsfähigen Alter bezeichnet, die trotz Erwerbstätigkeit (Vollzeit- oder Teilzeitarbeit über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten im Referenzjahr) armutsgefährdet sind Quelle: Statistik Austria (Hg.) (2019): Tabellenband EU-SILC 2018 und Bundesländertabellen mit Dreijahresdurchschnitt EU-SILC 2016 bis 2018.
Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Wien, S. 23
. Der Anteil der Working Poor in der Steiermark liegt im Dreijahresschnitt mit 7 % etwa einen Prozentpunkt unter dem österreichweiten Schnitt, ist aber im Zeitverlauf zwischen 2016-2018 und 2017-2019 um einen Prozentpunkt gestiegen.

Abb. 114: Working poor: Armutsgefährdete Personen im Alter von 18-64 Jahren, die während des Referenzjahres länger als ein halbes Jahr Vollzeit oder Teilzeit erwerbstätig waren.
Nach Geschlecht, Steiermark und Österreich gesamt im 3-Jahresdurchschnitt 2017 – 2019
Statistik Austria (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Bildungsmobilität, Lesekompetenz, Ausbildungsabbrüche

Definition Bildungsmobilität: Für die Bildungsmobilität wird der höchste erreichte Bildungsabschluss einer Person mit dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern verglichen. Der Fokus liegt dabei auf Personen, die keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung in Anspruch genommen haben. Quelle: Bundesministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit und Konsumentenschutz. (2018).
Eingliederungsindikatoren 2018. Kennzahlen für soziale Inklusion in Österreich, S. 36

Für die Bildungsmobilität wird der Anteil der 25- bis 59-jährigen Personen mit maximal Pflichtschulabschluss in Abhängigkeit vom Bildungsstand der Eltern gemessen. Ein „bildungsferner Elternhaushalt“ ist hier mit maximal Pflichtschulabschluss von beiden Elternteilen definiert, in einem „nicht bildungsfernen Elternhaushalt“ hat mindestens ein Elternteil einen über den Pflichtschulabschluss hinausgehenden Bildungsabschluss. Quelle: Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz. (2018).
Eingliederungsindikatoren 2018. Kennzahlen für soziale Inklusion in Österreich, S. 35f.

Sozial eingeschränkte Bildungsmobilität

In der Steiermark betrug die Pflichtschulquote bei Personen aus bildungsfernen Haushalten im Jahr 2019 21 %, nach Geschlecht betrachtet waren es 14,6 % der Männer und 26,9 % der Frauen. Damit liegt die Steiermark im Bundesländervergleich an dritter Stelle und unter dem österreichischen Schnitt von 24,2 %. Demgegenüber beträgt die Pflichtschulquote bei Steirerinnen und Steirern aus nicht bildungsfernen Haushalten 5,9 % (Männer: 3,9 %; Frauen: 7,6 %). Damit liegt die Steiermark im österreichischen Durchschnitt. Stellt man nun die Anteile der Personen mit maximal Pflichtschulabschluss aus den bildungsfernen und nicht bildungsfernen Haushalten gegenüber, ergibt sich die „sozial eingeschränkte Bildungsmobilität“. Sie entspricht dem Anteil der Personen, die wahrscheinlich aufgrund ihrer bildungsfernen Herkunft in den Bildungschancen beschränkt sind Quelle: Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz. (2018).
Eingliederungsindikatoren 2018. Kennzahlen für soziale Inklusion in Österreich, S. 35f.
. Die Steiermark liegt hier mit einem Anteil von 15,1 % über dem österreichischen Schnitt von 18,5 %. Der Anteil der steirischen Frauen ist mit 19,2 % fast doppelt so hoch wie bei den steirischen Männern (10,6 %).

Sozial eingeschränkte Bildungsmobilität entspricht der Differenz der Pflichtschulquote von Personen aus bildungsfernen Haushalten und derjenigen aus nicht bildungsfernen Haushalten. Sie gibt einen Hinweis auf beschränkte Bildungschancen aufgrund der Herkunft aus einem bildungsfernen Haushalt Quelle: Bundesministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit und Konsumentenschutz. (2018). Eingliederungsindikatoren 2018.
Kennzahlen für soziale Inklusion in Österreich, S. 35f
.

Abb. 674: Sozial eingeschränkte Bildungsmobilität.
Nach Geschlecht und österreichischen Bundesländern, 2019
Zahlen gewichtet und hochgerechnet
Statistik Austria (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark
; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Der Zeitverlauf seit 2015 zeigt eine Verbesserung der Bildungsmobilität. Aufgrund hoher Schwankungsbreiten in den Daten sind diese nur mit großer Vorsicht zu interpretieren.

Abb. 115: Sozial eingeschränkte Bildungsmobilität.
Nach Geschlecht, österreichischen Bundesländern und Österreich gesamt für die Jahre 2015–2019
Zahlen gewichtet und hochgerechnet
Statistik Austria (EU-SILC); Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Lesekompetenz von Schüler*innen

Kompetenzen im Lesen und auch im Zuhören sind wichtige Basiskompetenzen und eine wesentliche Voraussetzung zur Entwicklung der individuellen Gesundheitskompetenz. Sie beeinflussen damit essenziell die Chancen für einen guten Gesundheitszustand. Quelle: Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz. (2018). Gesund entscheiden – nicht so einfach, wenn Lesen und Schreiben nicht selbstverständlich sind.
Gesund entscheiden – nicht so einfach, wenn Lesen und Schreiben nicht selbstverständlich sind! – ÖPGK (oepgk.at) (26.5.2021)

Die Ergebnisse der Lesekompetenz-Standardüberprüfung 2016 (Deutsch, Steiermark, 8. Schulstufe) zeigen, dass der Bildungsabschluss der Eltern und ein Migrationshintergrund (erhoben mittels Deutsch als Muttersprache) wichtige Einflussfaktoren für die Lesekompetenz sind. So erreichten fast zwei Drittel der Schüler*innen, die Deutsch als Muttersprache haben, den geforderten Standard im Lesen, aber nur knapp 30 % derer, die ausschließlich eine andere Muttersprache als Deutsch haben. Etwa drei Viertel der Schüler*innen, von denen mindestens ein Elternteil eine universitäre oder andere Ausbildung hat, erreichten den geforderten Standard. Im Gegensatz war es bei Schüler*innen, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss haben, nur ein Drittel, das den Standard erreichte. Quelle: GFSTMK (Hg.) (2017): Mehr Beteiligung! Gesundheit verstehen – beurteilen – anwenden.
Gesundheitsberichterstattung Steiermark im Detail. Graz, S. 8

Auf Österreich-Ebene gibt es die PIRLS-Studie (Progress in International Reading Literacy Study), die die Lesekompetenz von Schüler*innen der 4. Schulstufe (Volksschule) im internationalen Vergleich erhebt. Die letzte Studie fand im Jahr 2021 statt, woran sich Österreich mit rund 4.800 Schüler*innen aus 160 Schulen beteiligte. Die Ergebnisse zeigen, dass die österreichischen Schüler*innen mit einem Punktewert von 530 über dem internationalen Durchschnitt (Punktewert 503) und beinahe gleichauf mit dem EU-Durchschnitt (Punktewert 532) liegen. Im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2016 hat sich die Lesekompetenz jedoch etwas verschlechtert, damals lag der Punktewert bei 540.

Früher Ausbildungsabbruch

Personen im Alter von 15 bis 17 Jahren, die zum Stichtag 31. Oktober eines Jahres einen Hauptwohnsitz in Österreich haben, keine Ausbildung besuchen, keine Pension beziehen und höchstens einen Pflichtschulabschluss besitzen, werden als frühe Ausbildungsabbrecher*innen bezeichnet.

Ein frühzeitiger Ausbildungsabbruch stellt sowohl ein individuelles als auch ein gesellschaftliches Problem dar. Schlechte Gesundheitschancen, soziale Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit sind in hohem Ausmaß damit verbunden. Ursachen für Ausbildungsabbrüche sind vielfältig, oft bestehen längerfristige Probleme in Bezug auf Lernerfolg, Kompetenzerwerb und Motivation. Psychosoziale Probleme oder fehlende Unterstützung für die Jugendlichen sind weitere beeinflussende Faktoren. vgl. Frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabbruch (bmbwf.gv.at)

Burschen bzw. Männer sind in etwas höherem Ausmaß von frühzeitigen Ausbildungsabbrüchen betroffen. Im Jahr 2020 waren es in Österreich 6,9 % der 15- bis 17-jährigen Burschen und 5,9 % der Mädchen in dieser Altersgruppe. In der Steiermark waren im Jahr 2020 insgesamt 5,15 % der Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren ohne Ausbildungsstatus, österreichweit waren es 6,4 %. Im Folgenden sind die Quoten der frühen Ausbildungsabbrecher*innen im Bundesländervergleich sowie im Zeitverlauf zu sehen.

Abb. 675: Quote der frühen Ausbildungsabbrecher*innen
Nach österreichischen Bundesländern zum Stichtag 31.10.2020
Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 519: Quote der frühen Ausbildungsabbrecher*innen im zeitlichen Verlauf
nach österreichischen Bundesländern für die Jahre 2009–2020 (jeweils zum Stichtag 31.10.)
Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Unterstützende Angebote für Kinder und Jugendliche

Unterstützende Netzwerke und Angebote sollen es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, frühzeitig und nachhaltig benachteiligende und belastende Faktoren auszugleichen oder gefährdende Faktoren zu beenden. Als wichtige Ressourcen sind hier im Kleinkindalter die Frühen-Hilfen-Netzwerke zu nennen. Die Kinder- und Jugendhilfe ist die zuständige Stelle zum Schutz der Kinder vor Gewalt und zur Stärkung der Erziehungskraft der Familien. Ziele und Aufgaben – Bundeskanzleramt Österreich

Frühe-Hilfen-Netzwerk

Frühe Hilfen verfolgen ein bereichs- und berufsübergreifendes Konzept der Vernetzung von Angeboten, Strukturen und Akteur*innen in allen relevanten Politik- und Praxisfeldern. Sie zielen darauf ab, die Entwicklungsmöglichkeiten und Gesundheitschancen von Kindern und Eltern frühzeitig und nachhaltig zu verbessern.

Die Frühen Hilfen starteten in der Steiermark im Jahr 2014 als Pilotprojekt in der Region Bruck-Mürzzuschlag. Sie wurden seither jedes Jahr ausgeweitet. Seit 2023 sind Frühe-Hilfen-Netzwerke in allen Versorgungsregionen der Steiermark etabliert. ÖGK, Frühe Hilfen, Mag. Johanna Schnabel

Im Jahr 2022 2022 beteiligten sich sechs steirische Bezirke am Frühe-Hilfen-Netzwerk: Liezen, Südoststeiermark, Bruck-Mürzzuschlag, Leoben, Hartberg-Fürstenfeld, Leibnitz wurden in der Steiermark 345 Familien durch das Frühe-Hilfen-Netzwerk betreut und begleitet. Fast alle betreuten Hauptbezugspersonen waren weiblich (99,1 %). Von den betreuten Hauptbezugspersonen waren 23 Personen (6,7 %) jünger als 20 Jahre. 26 Personen (7,5 %) waren im Alter von 40 Jahren oder älter. Der Großteil der betreuten Personen (85,5 %) war zwischen 20 und 40 Jahre alt.

Das Jahr 2023 war das erste Jahr, in dem die Frühen Hilfen in der Steiermark flächendeckend zur Verfügung standen. 521 Familien wurden insgesamt betreut (östliche Obersteiermark: 135; West- und Südsteiermark: 67; Graz: 110; Oststeiermark: 135; Liezen: 56; westliche Obersteiermark: 18). Die Anzahl der dadurch betreuten Kinder belief sich dabei auf 573.

Die Anzahl der durch die Frühen Hilfen betreuten Kinder im Alter bis 3 Jahre, bezogen auf je 10.000 Kinder dieser Altersgruppe, ist in der folgenden Landkarte für die einzelnen Versorgungsregionen der Steiermark ersichtlich.

Abb. 634: Anzahl der betreuten 0- bis 3-jährigen Kinder im Programm „Frühe Hilfen“.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2023
Daten absolut und je 10.000 EW der Altersgruppe
Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK); Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Kinder- und Jugendhilfe

Die wichtigste Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe in der Steiermark ist die Wahrung des Kindeswohls. Die Anzahl der Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe wird jährlich von der Landesregierung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfestatistik erhoben. Zur Grundgesamtheit der Datenerhebung zählen alle Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und sonstigen Personen (z. B. Eltern), die im jeweiligen Berichtsjahr Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch nehmen bzw. für die entsprechende Leistungen erbracht werden.

Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die sich im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in der vollen Erziehung befinden.

Volle Erziehung meint die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in sozialpädagogischen Einrichtungen (z. B. Betreuungseinrichtungen oder Wohnformen) oder bei Pflegefamilien. Sie wird gewährt, wenn im Fall einer Kindeswohlgefährdung der Verbleib in der Familie nicht mehr möglich ist. Quelle: Statistik Austria (2023), Kinder- und Jugendhilfestatistik 2022, S. 19

Im Jahr 2022 befanden sich in der Steiermark 1.629 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren in der vollen Erziehung, dies entspricht 7,61 Personen je 1.000 EW dieser Altersklasse.

Abb. 676: Anzahl der 0- bis 18-jährigen Kinder und Jugendlichen, die im Rahmen der vollen Erziehung in sozialpädagogischen Einrichtungen oder bei Pflegefamilien betreut wurden.
Nach Geschlecht und österreichischen Bundesländern, 2022
Daten absolut und je 1.000 EW der Altersgruppe
Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Anders als bei der vollen Erziehung können Kinder und Jugendliche bei gewährter Unterstützung der Erziehung im familiären Umfeld bleiben. In diesen Fällen liegt ebenfalls eine Kindeswohlgefährdung vor. Es wird aber davon ausgegangen, dass eine Gefährdung auch bei Verbleib in der Familie abgewendet werden kann. Die Unterstützung erhalten die Personen durch ambulante Hilfen, Haus- und Arztbesuche sowie durch Einschränkungen des Kontakts mit jenen Personen, die das Kindeswohl gefährden. Quelle: Statistik Austria (2023), Kinder- und Jugendhilfestatistik 2022, S. 14

Im Jahr 2022 wurden in der Steiermark 6.805 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren im Rahmen der Unterstützung der Erziehung betreut (31,79 je 1.000 EW).

Abb. 677: Anzahl der im Rahmen der Unterstützung der Erziehung betreuten 0- bis 18-jährigen Kinder und Jugendlichen.
Nach Geschlecht und österreichischen Bundesländern, 2022
Daten absolut und je 1.000 EW der Alters- und Geschlechtsgruppe
Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Um einschätzen zu können, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, wird im Rahmen einer eingeleiteten Gefährdungsabklärung der zugrundeliegende Sachverhalt abgeklärt. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 5.473 Gefährdungsabklärungen (25,57 je 1.000 EW) im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in der Steiermark neu eingeleitet. In Österreich waren es 28,67 Abklärungen je 1.000 EW. Eine solche Abklärung kann im jeweiligen Jahr bei einem Kind bzw. bei einem Jugendlichen auch mehrmals durchgeführt worden sein. Das bedeutet, dass die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen geringer ist als jene der ausgewiesenen Anzahl an Gefährdungsabklärungen.

Abb. 678: Anzahl der eingeleiteten Gefährdungsabklärungen.
Nach österreichischen Bundesländern, 2022
Daten absolut und je 1.000 EW der 0- bis 18-Jährigen
Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Gewalt

Das Gewaltschutzzentrum Steiermark ist eine nach dem Gewaltschutzgesetz anerkannte Opferschutzeinrichtung. In seinem Leitbild ist verankert, Gewalt klar zu benennen und durch vermittelnde Unterstützung zur Beendigung von Gewalt und zum Schutz vor weiteren Übergriffen beizutragen.

Gewaltdelikte

2018 wurden in der Steiermark 1.202 Gewaltdelikte verzeichnet. Das sind 9,8 Gewaltdelikte je 10.000 EW.

Der Großteil der Gewaltdelikte (1.009) wurde an Frauen begangen, etwa ein Drittel der Betroffenen waren jünger als 30 Jahre.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gewalt, Faust

1.102

Gealtdelikte wurden 2018 in der Steiermark verzeichnet.

Chancengerechtigkeit, Gewalt, Frau

1.009

davon wurden an Frauen begangen.

Abb. 679: Anzahl der Gewaltdelikte.
Nach steirischen Bezirken und Versorgungsregionen, 2018
Daten absolut und je 10.000 EW
Gewaltschutzzentrum
; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Der zeitliche Vergleich zeigt für die gesamte Steiermark seit 2002 einen Anstieg der Gewaltdelikte, ab etwa 2010 kann von einem gleichbleibenden Wert gesprochen werden.

Abb. 116: Gewaltdelikte.
Nach steirischen Versorgungsregionen und Steiermark gesamt für die Jahre 2002 – 2018
Daten je 10.000 EW
Gewaltschutzzentrum; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 19.08.2021, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Betretungs- und Annährungsverbote

Die Polizei ist verpflichtet, das Gewaltschutzzentrum zu informieren, nachdem sie ein Betretungsverbot verhängt hat. Daraufhin nehmen die Mitarbeiter*innen des Gewaltschutzzentrums unmittelbar mit den Betroffenen Kontakt auf und bieten kostenlos und vertraulich Beratung und Unterstützung an. Quelle: Gewaltschutzzentrum Steiermark; Tätigkeitsbericht 2018, S 12 2022 wurden 1.560 Betretungs- und Annäherungsverbote an das Gewaltschutzzentrum übermittelt. Um die Zahlen regional vergleichen zu können werden die Betretungsverbote je 10.000 EW berechnet. Daraus ergeben sich für die Steiermark 12,45 Betretungsverbote je 10.000 EW der steirischen Gesamtbevölkerung. Regionale Unterschiede können z. B. aufgrund eines unterschiedlichen Umgangs mit dem Aussprechen von Betretungsverboten abhängig sein. Dies ist daher nicht unbedingt auf ein unterschiedliches Ausmaß an Gewalttaten zurückzuführen.

Abb. 680: Anzahl der Betretungs- und Annährungsverbote.
Nach steirischen Versorgungsregionen, 2022
Daten absolut und je 10.000 EW
Gewaltschutzzentrum; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Im zeitlichen Verlauf werden die Betretungs- und Annäherungsverbote seit dem Jahr 2020 dargestellt. Mit dem Jahr 2020 hat sich die Zählweise der Betretungs- und Annäherungsverbote geändert. Seitdem wird pro „Maßnahme“ gezählt. Das bedeutet, pro Maßnahme wird eine Gefährder*in und eine gefährdete Person erfasst. Bei einer weiteren Gefährder*in oder einer weiteren gefährdeten Person erfolgt eine weitere Maßnahme. Dies führt zu einer weiteren dokumentierten Fallzahl. Bis Ende des Jahres 2019 wurden ausschließlich die Gefährder*innen dokumentiert. Quelle: Bundesministerium für Inneres (2022): Gewaltschutz. Opfern Schutz ermöglichen, Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7/8, S.50

Ab dem Jahr 2020 ist eine deutliche Zunahme der Betretungs- und Annäherungsverbote zu erkennen. Dazu beigetragen hat auch die Sensibilisierung für das Thema Gewalt. Opfer sind dadurch weniger als früher stigmatisiert. Das bedeutet, dass mit zunehmender Sensibilisierung und Akzeptanz die Dunkelziffer von nicht gemeldeten Vorfällen verringert werden kann. Die steigenden Zahlen in den letzten Jahren bedeuten somit nicht unbedingt ein „mehr an Gewalt“, sondern sind eher auf eine Verringerung dieser Dunkelziffer zurückzuführen. Quelle: Bundesministerium für Inneres (2022): Gewaltschutz. Opfern Schutz ermöglichen, Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7/8, S.50

Abb. 520: Anzahl der Betretungs- und Annährungsverbote.
Nach steirischen Versorgungsregionen und Steiermark gesamt für die Jahre 2002 – 2022
Daten je 10.000 EW
Gewaltschutzzentrum; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche

Nicht nur im öffentlichen Bereich findet Gewalt an Kindern und Jugendlichen statt, sondern auch in Familien.

Gewalt kann sich in folgenden Formen zeigen:

Physische Gewalt

Die physische Gewalt beinhaltet alle Formen von Körperverletzungen und Misshandlung. Sie reicht von einer Ohrfeige bis hin zu vorsätzlichem Zufügen von Schmerzen.

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt erfolgt vor allem durch verbale Beschimpfungen, Drohungen, Stalking, Beleidigungen, Isolation oder durch Hervorrufen von Angst. Betroffene Personen leiden dadurch auf emotionaler bzw. seelischer Ebene – deshalb ist diese Form von Gewalt nicht sofort sichtbar und schwerer nachzuweisen.

Vernachlässigung

Von einer Vernachlässigung wird dann gesprochen, wenn die Bedürfnisse (physisch sowie psychisch) der Betroffenen nicht oder nicht ausreichend befriedigt werden.

Sexuelle Gewalt

Sexuelle bzw. sexualisierte Gewalt meint alle Handlungen, die für Betroffene eine Grenze überschreiten. Dies können z. B. sexuelle Anspielungen oder Berührungen bis hin zu ungewollten sexuellen Handlungen sein. Darüber hinaus kann auch online sexuelle Gewalt ausgeübt werden. Dies meint vor allem das ungewollte Versenden/Anfordern von Nacktbildern oder pornografischen Inhalten. Sexuelle Gewalt findet auf psychischer und physischer Ebene statt.

Für betroffene Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Anlauf- und Beratungsstellen:

Im Mittelpunkt der Arbeit des Gewaltschutzzentrums steht die Erhöhung von Schutz und Sicherheit. Im Jahr 2022 standen insgesamt 309 gefährdete Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren in der Betreuung des Gewaltschutzzentrums. Dies entspricht 14,4 Personen je 10.000 EW in dieser Altersklasse. Im zeitlichen Verlauf betrachtet lagen die Jahre 2015 bis 2020 deutlich unter diesem Wert. Die geringste Anzahl an gefährdeten Kindern und Jugendlichen lag im Jahr 2018 bei 3,90 je 10.000 EW dieser Altersklasse.

Abb. 521: Anzahl der 0- bis 18-jährigen gefährdeten Kinder und Jugendlichen.
Nach Alter und Steiermark gesamt für die Jahre 2015–2022
Daten je 10.000 EW der Altersgruppe
Tätigkeitsberichte Gewaltschutzzentrum Steiermark; Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Kinder und Jugendliche als Gefährder*innen

Auch in der Rolle der Gefährder*innen finden sich bereits Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahre. 2022 wurden 56 Gefährder*innen im Kinder- und Jugendalter dokumentiert, dies entspricht 2,6 Personen je 10.000 Personen in dieser Altersklasse. Der Großteil der Gefährder*innen ist zwischen 15 und 18 Jahre alt.

Die Gründe, warum bereits Kinder und Jugendliche Gewalt ausüben, können vielfältig sein. Sie reichen von der Beeinflussung durch Medien, durch das soziale Umfeld (z. B. den Freundeskreis), bis hin zu Stress oder wirtschaftlichen Aspekten (sich materielle Wünsche nicht erfüllen können).

Zu beachten ist, dass auch die gesellschaftliche Sensibilisierung für Jugendkriminalität im Steigen ist, welche mit steigenden Anzeigezahlen einhergeht. Zudem sinkt die Bereitschaft, Gewaltprobleme ohne polizeilichen Kontakt zu regeln. Quelle: Nägel, Christof; Kroneberg, Clemens (Hg.) (2023). Zum Anstieg der Kinder- und Jugenddelinquenz nach Ende der Corona-Pandemie.

Erfahrungen mit Raufereien im Setting Schule und bei Lehrlingen

Die Ausdrucksformen von Gewalt sind vielfältig. Häufig passiert Gewalt an sozialen Orten, wie z. B. in der Schule, und sie kann sich u. a. in Form von körperlichen Auseinandersetzungen zeigen. Quelle: BMSGPK (2023): Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern, S. 54

Aus der HBSC-Studie 2022 geht hervor, dass ältere Schüler*innen weniger oft an Raufereien beteiligt sind als jüngere. Bei den steirischen Mädchen waren zwischen 73,33 % und 94,20 %, je nach Schulstufe und bei den steirischen Burschen zwischen 45,52 % und 78,46 % innerhalb eines Jahres nie in eine Rauferei verwickelt. Auch für Österreich zeigen sich ähnliche Werte.

  • Steiermark
  • Österreich

Abb. 523: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Schüler*innen in den letzten zwölf Monaten. 
Nach Schulstufe, Geschlecht und Steiermark gesamt, 2022
Repräsentative Erhebung; Grundgesamtheiten: 5. Schulstufe w = 121–123, m = 135–136, 7. Schulstufe w = 136–138, m = 159–160, 9. Schulstufe w = 159–160, m = 234–237 und 11. Schulstufe w = 68–69, m = 66–67
Health Behaviour in School-aged Children (HBSC); Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 524: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Schüler*innen in den letzten zwölf Monaten.
Nach Schulstufe, Geschlecht und Österreich gesamt, 2022
Repräsentative Erhebung; Grundgesamtheiten: 5. Schulstufe w = 677–685, m = 695–701, 7. Schulstufe w = 841–850, m = 836–842, 9. Schulstufe w = 1.250–1.259, m = 1.133–1.142 und 11. Schulstufe w = 828–836, m = 569–570
Health Behaviour in School-aged Children (HBSC); Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Unter den steirischen Lehrlingen waren rund 21 % im letzten Jahr an einer Rauferei beteiligt (Österreich: ca. 26 %). Hier zeigt sich ebenfalls, dass Mädchen weniger oft in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt sind als Burschen.

  • Steiermark
  • Österreich

Abb. 525: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Lehrlingen in den letzten zwölf Monaten. 
Nach Geschlecht und Steiermark gesamt, 2022
Grundgesamtheit: w=170–171, m=119–121
Österreichische Lehrlingsgesundheitsstudie; Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Abb. 526: Häufigkeit der Beteiligung an einer Rauferei oder einem Kampf von Lehrlingen in den letzten zwölf Monaten.
Nach Geschlecht und Österreich gesamt, 2022
Grundgesamtheit: w=1.420–1.430, m=1.580–1.594
Österreichische Lehrlingsgesundheitsstudie; Bearbeitung: Gesundheit Österreich GmbH (GÖG); Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 06.06.2024, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Gewalt in Jugendbeziehungen und sexualisierte Gewalt

Der Verein Hazissa ist eine Fachstelle zur Prävention von sexueller Gewalt und wurde im Jahr 2003 in Graz gegründet. Das Ziel von Hazissa ist es, dem Entstehen von sexueller Gewalt vorzubeugen sowie Betroffene bei der Aufdeckung und Aufarbeitung von Gewalt zu unterstützen.

Hazissa hat im Rahmen des Projekts „Love & Respect“ eine repräsentative Erhebung in mehreren Ländern zum Thema Gewalt in Jugendbeziehungen durchgeführt. In Österreich wurden 753 Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren befragt. 57 % der Jugendlichen gaben an, bereits eine Form von Gewalt durch den bzw. die Partner*in erlebt zu haben. Der größte Anteil entfiel dabei auf psychische Gewalt. Die Auswirkungen der erlebten Beziehungsgewalt zeigen sich u. a. in Form von Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Übelkeit, Schwindel, Essstörungen, Angst oder auch Selbstmordgedanken.

Aktualisiert am 06.06.2024