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Krankheitslast in der Bevölkerung

Im Jahr 2023 wurden in der Steiermark 2.892 Krankenhausaufenthalte mit alkoholbezogener Hauptdiagnose verzeichnet – fast zwei Drittel davon trafen Männer zwischen 35 und 64 Jahren. Mehr über die Krankheitslast in den steirischen Regionen erfahren Sie auf dieser Seite.

Krankenhausaufenthalte aufgrund von Alkoholdiagnosen

Aus der Krankenhausentlassungsstatistik wurden folgende alkoholbezogene Hauptdiagnosen
(ICD-10-Codes) aus den Jahren 2017-2023 ausgewertet:

  • Alkoholabhängigkeit (F10.2 F10.3)
  • Alkoholpsychose und sonstige psychische Verhaltensstörungen (F10.4, F10.5, F10.6, F10.7, F10.8, F10.9)
  • Alkoholrausch (T.51, F10.0, F10.1)
  • Alkoholbedingte Erkrankungen des Nerven- / Kreislauf-/ Verdauungssystems (G31.2, G40.5, G62.1, G72.1, I42.6, I85, K29.2, K85.2, K86.0)
  • Chronische Lebererkrankung alkoholbedingt (K70.0, K70.1, K70.2, K70.3, K70.4, K70.5, K70.6, K70.7, K70.8, K70.9)

Im Jahr 2023 wurde in 2.892 Fällen bei einem Krankenhausenthalt eine alkoholbezogene Hauptdiagnose bei einer Steirerin oder einem Steirer gestellt. 1.879 Fälle oder 64,9 % entfielen auf Männer, 1.013 Fälle (35 %) auf Frauen. Es kann dabei allerdings nicht unterschieden werden, ob eine Person öfter einen Krankenhausaufenthalt hatte, oder ob dies immer verschiedene Personen waren.

47,06 % der Aufenthalte bezogen sich auf die Diagnose Alkoholabhängigkeit, 24,45 % betrafen die Diagnose Alkoholrausch.

Abb. 696: Verteilung der alkoholbezogenen Krankenhausaufenthalte nach Hauptdiagnosen.
Nach Geschlecht und Steiermark gesamt, 2023
Grundgesamtheit: gesamt= 2.892
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Berechnung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Am häufigsten wurden alkoholbezogene Diagnosen in der Versorgungsregion Graz gestellt. Hier sind es 27,16 Krankenhausaufenthalte je 10.000 EW.

Abb. 821: Anzahl der alkoholbezogenen Krankenhausaufenthalte.
Nach Geschlecht und steirischen Versorgungsregionen 2023
Daten absolut und alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW
Grundgesamtheit: gesamt= 2.892
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Berechnung und Darstellung: EPIG GmbH

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Der Großteil der Personen mit alkoholbezogener Diagnose ist zwischen 35 und 69 Jahre alt (15,83 je 10.000 EW).

Etwa zwei von drei Personen mit alkoholbezogener Diagnose sind männlich.

Abb. 774: Anzahl der alkoholbedingten Krankenhausaufenthalte.
Nach Altersgruppen, Geschlecht und Steiermark gesamt, 2023
Daten standardisiert je 10.000 EW der jeweiligen Alters- und Geschlechtsgruppe

Grundgesamtheit: gesamt= 2.892
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Berechnung und Darstellung: EPIG GmbH
 

Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Im Zeitverlauf ist ersichtlich, dass sich die Anzahl an alkoholbezogenen Krankenhausaufenthalten je 10.000 EW seit Beginn der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 auf einem niedrigerem Niveau eingependelt hat als die Jahre davor.

Abb. 695: Anzahl der alkoholbedingten Krankenhausaufenthalte im Zeitverlauf.
Nach Geschlecht, steirischen Versorgungsregionen und Steiermark gesamt für die Jahre 2017 bis 2023
Daten alters- und geschlechtsstandardisiert je 10.000 EW

Grundgesamtheit: Steiermark gesamt 2023 = 2.892
Diagnose- und Leistungsdokumentation der Krankenanstalten (MBDS); Berechnung und Darstellung: EPIG GmbH 
Veröffentlicht am 20.11.2025, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Versichertenstatus von Personen mit einer Alkoholdiagnose

Im Jahr 2022 wurde anhand des Versichertenstatus eine Analyse mit Abrechnungsdaten der Österreichischen Gesundheitskasse, Regionalstelle Steiermark durchgeführt. Die Zahlen aus dem Jahr 2021 erlauben eine Annäherung darauf, wie die Last der Alkoholkrankheit nach sozioökonomischen Gesichtspunkten in der Bevölkerung verteilt sein könnte. Es wurde der Versicherungsstatus von Personen analysiert, für die aufgrund eines stationären Aufenthaltes, eines Krankenstandes oder aufgrund einer spezifischen Heilmittelverschreibung Leistungen mit der Sozialversicherung abgerechnet wurden. Daten aus dem niedergelassenen Bereich sind in dieser Auswertung nicht enthalten.

Insgesamt wurden 2.498 Fälle ausgewertet. Personen die „nur“ mit der Diagnose Alkoholrausch (ohne zusätzliche weitere alkoholbezogene Diagnose) aufscheinen (470 Fälle; 18,81 % der gesamten Fälle), wurden aus dieser Auswertung ausgeschlossen. Es wurde davon ausgegangen, dass ein einzelner Alkoholrausch nicht zwangsläufig mit chronischer Alkoholkrankheit gleichgesetzt werden kann.

Die Diagnose Alkoholrausch wurde in 574 Fällen behandelt. In vier von fünf dieser Fälle (470 Fälle) wurde die Einzeldiagnose Alkoholrausch (nur Alkoholrausch, ohne zusätzliche andere alkoholbezogene Diagnosen) gestellt. Von diesen 470 Fällen war jede zweite Person jünger als 25 Jahre. Insgesamt waren zwei Drittel dieser Patient*innen jünger als 35 Jahre. 60 % der Personen mit Alkoholrausch waren männlich, knapp 40 % weiblich. Nach Versicherungsstatus betrachtet, waren Personen, die mit der Einzeldiagnose Alkoholrausch stationär eingeliefert wurden oder sich im Krankenstand befanden, in 44 % der Fälle erwerbstätig. Weitere 22 % waren mitversichert, was auf junge Menschen schließen lässt. Damit wurden 2.028 Fälle in die Analyse miteinbezogen.

Von den 2.028 Fällen Quelle: nach Ausschluss der Einzeldiagnose „Alkoholrausch“ mit einer alkoholbezogenen Diagnose betrafen 64 % der Fälle Männer, 36 % Frauen. Nach Versicherungsstatus betrachtet, befand sich etwa ein Drittel der Patient*innen in Pension, jeweils etwa ein Viertel war erwerbstätig oder arbeitslos.

Abb. 350: Versichertenstatus von Personen mit einer alkoholbezogenen Diagnose (ohne Alkoholrausch).
Für Steiermark gesamt, 2021
Abrechnungsdaten der Österreichischen Gesundheitskasse, Regionalstelle Steiermark (FOKO), Versichertenstatus im 4. Quartal 2021; Bearbeitung: ÖGK, Regionalstelle Steiermark
; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 03.10.2022, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Diese Daten wurden weiters danach betrachtet, wie groß im 4. Quartal des Jahres 2021 der Anteil der Versicherten war, der von der Rezeptgebühr befreit war, nämlich jede 4. Person (26 %) um annähernd den Anteil der Betroffenen zu erkennen, der ein verhältnismäßig niedriges Einkommen zur Verfügung hat . Die folgende Ansicht zeigt die Anteile der Personen mit Rezeptgebührenbefreiung nach Versichertenstatus:

Abb. 351: Anteile der Personen mit Rezeptgebührenbefreiung im 4. Quartal 2021 nach Versichertenstatus von Personen mit einer alkoholbezogenen Diagnose (ohne Alkoholrausch).
Für Steiermark gesamt, 2021
Abrechnungsdaten der Österreichischen Gesundheitskasse, Regionalstelle Steiermark (FOKO), Versichertenstatus im 4. Quartal 2021; Bearbeitung: ÖGK, Regionalstelle Steiermark
; Darstellung: EPIG GmbH
Veröffentlicht am 03.10.2022, Download von https://gesundheitsbericht-steiermark.at/

Alkohol und Schwangerschaft

In der Schwangerschaft kann ein Alkoholkonsum der Mutter beim ungeborenen Kind schwere Schäden auslösen. Diese werden unter dem Oberbegriff der Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) zusammengefasst. Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) entspricht dem Vollbild dieser Störungen, weiters gibt es das partielle Fetale Alkoholsyndrom (pFAS), die alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störung sowie alkoholbedingte organische Fehlbildungen Quelle: AMWF S3-Leitlinie: Fetale Alkoholspektrumstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Diagnose und Intervention. Register 022-025, S. 55 .

Ein voll ausgebildetes FASD ist gekennzeichnet durch

  • Wachstumsstörungen
  • Auffälligkeiten des Gesichtes
  • funktionelle und strukturelle Auffälligkeiten des Zentralen Nervensystems
  • ein bestätigter, wahrscheinlicher oder unbekannter Alkoholkonsum der leiblichen Mutter während der Schwangerschaft Quelle: AMWF S3-Leitlinie: Fetale Alkoholspektrumstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Diagnose und Intervention. Register 022-025, S. 55-76 .

Die Erfassung des Alkoholkonsums der Mutter während der Schwangerschaft (vor allem auch im Nachhinein, um eine Diagnose zu stellen) ist sehr schwierig. Zum einen wird während der Betreuung der Schwangeren nicht immer explizit danach gefragt, um das Vertrauen der Schwangeren nicht zu verlieren. Zum anderen werden von Schwangeren eher sozial erwünschte Antworten bezüglich eines Alkoholkonsums gegeben.

Es ist wichtig den Alkoholkonsum bei Schwangeren zu erfragen, damit eine gesicherte Diagnose gestellt werden kann. Das professionelle Helfersystem kann dabei unterstützen.

Viele Kinder mit FASD leben in Adoptiv -oder Pflegefamilien, und so ist die Information über das Trinkverhalten der leiblichen Mutter während der Schwangerschaft nicht immer verfügbar. Trotzdem sollte auch unter Einbeziehung des professionellen Helfersystems möglichst viel Information dazu eingeholt werden, um eine möglichst gesicherte Diagnose stellen zu können Quelle: AMWF S3-Leitlinie: Fetale Alkoholspektrumstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Diagnose und Intervention. Register 022-025, S. 98-100 .

In Graz wurde 2022 zum Störungsbild der FASD eine Selbsthilfegruppe gegründet,
die im Besonderen für Pflege- und Adoptivfamilien offen ist.

Welche Alkoholmenge die Entwicklung eines FASD begünstigt, ist nicht abschließend bestimmt. Ab einer Menge von 120 g Alkohol pro Woche (entspricht etwa 1 Krügerl Bier pro Tag) wurden signifikante Abweichungen der Gewichts- und Längenmessung bei Neugeborenen festgestellt Quelle. Gesundheit Österreich GmbH, 2023: Handbuch Alkohol Österreich Band 3: Ausgewählte Themen, S. 174. .

Chronischer Alkoholkonsum in der Schwangerschaft stellt jedenfalls einen Risikofaktor für die Entwicklung eines FASD dar Quelle: AMWF S3-Leitlinie: Fetale Alkoholspektrumstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Diagnose und Intervention. Register 022-025, S. 49 .

Die Prävalenz eines FASD wurde für Österreich auf etwa 0,1 % aller Geburten geschätzt. Dies würde einem Tausendstel der in einem Jahr stattfindenden Geburten oder 1 Fall je 1.000 Geburten entsprechen Quelle. Gesundheit Österreich GmbH, 2023: Handbuch Alkohol Österreich Band 3: Ausgewählte Themen, S. 173f .

Es gibt zwei Diagnose-Codes, die sich mit Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
und dessen Auswirkungen auf das Ungeborene befassen:

  • Betreuung der Mutter bei (Verdacht auf) Schädigung des Fetus durch Alkohol: O35.4
  • Alkohol-Embryopathie (mit Dysmorphien): Q86.0

Eine Auswertung für die Steiermark für diese Diagnosen ergibt zwischen 2017 und 2020
für den gesamten Zeitraum eine absolute Fallzahl kleiner 5.

Alkohol und häusliche Gewalt

Negative Auswirkungen durch die Folgen von schädlichem Alkoholkonsum treten auf verschiedenen Ebenen (körperlich, sozial, ökonomisch, etc.) nicht nur für die betroffenen konsumierenden Personen auf. Auch die Auswirkungen auf andere Personen sind wichtige zu berücksichtigende Aspekte. Gewalt im häuslichen Umfeld ist ein Problem, das durch Alkoholkonsum verstärkt auftreten kann. Zahlen dafür werden z.B. in Bevölkerungsbefragungen erhoben Quelle: Gesundheit Österreich GmbH, 2023: Handbuch Alkohol – Österreich, Band 3. Ausgewählte Themen. S. 170-171 .

In der GPS-Befragung wurden die Steirer*innen nach der Art der Probleme gefragt,
die andere Personen aufgrund ihres Alkoholkonsums verursachen.
Die Sorge um die trinkende Person steht hier zwar an erster Stelle,
aber schon an zweiter Stelle wird in rund einem Drittel der Fälle die
verbale Aggressivität genannt, Körperliche Aggressivität wird von rund 15 % der Personen,
die diese Frage beantworteten, als Folgeproblem des Alkoholkonsums angegeben.

Alkoholabhängigkeit verursacht vielfältige Probleme in Beziehungen und Familien.
Daher soll ab frühestem Kindesalter bis ins hohe Alter sachlich und altersadäquat über
die Substanz Alkohol informiert werden. Ein verstärktes Augenmerk sollte auf suchtbelastete
Familien und Beziehungen gelegt werden.

Für die Steiermark werden Zahlen der von Gewalt gefährdeten Personen über das Gewaltschutzzentrum Steiermark erhoben. In welchem Ausmaß Alkohol bei der Ausübung von Gewalt ein beteiligter Faktor war, wird dort für die inhaltliche Klient*innen-Arbeit dokumentiert. Aus Datenschutzgründen werden diese Informationen jedoch nicht statistisch erhoben und stehen daher für eine Berichterstattung nicht zur Verfügung.

Von der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) wird regelmäßig eine EU-weite Umfrage zu Gewalt gegen Frauen durchgeführt, an der auch Österreich beteiligt ist. Die Ergebnisse aus 2014 zeigen, dass regelmäßiger Alkoholkonsum bis zur Betrunkenheit ein Risikofaktor für häusliche Gewalt ist. Jedoch wirken sich Konsummuster in Europa unterschiedlich aus. Daten zu Alkoholbeteiligung bei Gewaltdelikten sind generell schwer verfügbar und werden kaum systematisch erhoben. Es wird im Bericht der FRA daher gefordert, dass gleich wie im Straßenverkehr bei Amtshandlungen der Alkoholkonsum erhoben werden sollte, wenn es um häusliche Gewalt geht Quelle: FRA, 2015: Violence against women: an EU-wide survey. Main results. S. 38, S. 52, S. 80 .

Eine quantitative und qualitative Analyse von Femiziden, die zwischen 2010 und 2020 in Österreich begangen wurden, betrachtet als einen Einflussfaktor das Vorhandensein einer Alkoholabhängigkeit oder einer Suchterkrankung sowohl bei den Tätern als auch bei den Opfern. Bei etwa 20 % der Opfer waren eine Alkoholsucht oder Probleme mit Alkohol dokumentiert. Etwa zwei Drittel der Täter litten an einer körperlichen oder (vor allem) an einer psychischen Erkrankung. In dieser Tätergruppe waren bei etwa einem Drittel eine oder mehrere Suchterkrankungen diagnostiziert, Hinweise auf einen problematischen Alkohol- oder Medikamentenkonsum gab es zusätzlich bei etwa einem Viertel dieser Tätergruppe Quelle: IKF-Untersuchung, S. 74-78 . Suchthafter bzw. problematischer Substanzenkonsum gehört damit zu den Hochrisikofaktoren für den Eintritt eines Frauenmordes. Die Substanz Alkohol spielt dabei im Vergleich zu anderen Substanzen (wie Medikamente oder illegalisierte Substanzen) die größte Rolle Quelle: IKF-Untersuchung, S. 100f .

Aktualisiert am 20.11.2025